Augenoptiker

Augenoptiker sind Techniker, Handwerker, Berater und Verkäufer und sorgen für klare Sicht: "Optimale Werte, perfekter Sitz und einwandfreie Passform, hochwertiges Material und zum Typ passendes Design", so soll die perfekte Brille laut Harald Belyus, Optikermeister und Klinischer Optometrist in Wien, sein.

Der Beruf verbindet Technik und Fashion: Bei der Anfertigung und Anpassung von Brillen und Kontaktlinsen wird in Zukunft vermehrt auf neue Technologien und individuelles Design gesetzt, wie der Experte erläutert: "Technikverliebte Konsumenten werden in den kommenden Jahren noch mehr Freude am Fassungsdesign haben. Superdünne, -leichte und -stabile Fassungen sind mithilfe toller neuer Materialien herstellbar. Zuletzt ist eine Anfertigung von Brillengläsern unter Ausnutzung der Wellenfronttechnologie State of the Art geworden. Die Zukunft wird zeigen, welches Potenzial in dieser Technologie steckt. Bei den Kontaktlinsen feiern unter anderem Silikon-Hydrogel-Materialien einen Siegeszug. Dabei wird zukünftig wohl vermehrt auf individuelles Design nach Maß gesetzt werden." Nicht nur über technische Entwicklungen, auch über Modetrends sollten AugenoptikerInnen bestens Bescheid wissen: "Retrolook ist bei Brillenfassungen und Sonnenbrillen derzeit angesagt. Sonnenbrillenmodelle 'Design like Jacky O.' sind ganz groß im Rennen.", sagt Harald Belyus.

Arbeitsmarkt, Arbeitgeber, Besonderheiten: gute Berufsaussichten

Rund 450-500 Lehrlinge befinden sich pro Jahr in der Ausbildung zum Augenoptiker. Der Frauenanteil ist mit aktuell über 65 Prozent hoch, Tendenz steigend. Laut AMS-Qualifikationsbarometer können Augenoptiker in den nächsten Jahren mit einer stabilen Arbeitsmarktsituation rechnen. Auch Harald Belyus schätzt den Arbeitsmarkt überaus positiv ein: "Wie die meisten Berufe im Gesundheitswesen profitieren Augenoptiker von der Alterspyramide: Die Bevölkerung wird immer älter und benötigt die Leistungen von Augenoptikern immer häufiger."

Rund drei Millionen Österreicher sind Brillen- oder Kontaktlinsenträger. Der steigende Bedarf an Sehbehelfen durch veränderte Lebens- und Arbeitswelten - wie beispielsweise kontinuierliche Bildschirmarbeit - oder die höhere Bereitschaft, mehr Geld für Zweitbrillen, modische Sonnenbrillen oder farbige Kontaktlinsen auszugeben, wird auch zukünftig Arbeitsplätze für Augenoptiker schaffen und sichern.

Arbeitsalltag: Kundenberatung ist wesentlich

Das Berufsbild umfasst technisch-handwerkliches Know-how - von der Prüfung der Sehschärfe über die Erhebung von biometrischen Daten bis hin zur Brillenanfertigung - ebenso wie kaufmännische und verkäuferische Fähigkeiten. Kundenberatung ist zentral: Sei es bei der Auswahl der zum Typ passenden und dem Zweck angemessenen Brillenfassung, der optimalen Gläser oder in Bezug auf Pflege von Kontaktlinsen.

"Augenoptiker haben eine sehr abwechslungsreiche Tätigkeit. So umfassen die Tätigkeiten das Anfertigen von Brillen in der Werkstätte, Beratung und Verkauf von Sehbehelfen und Hilfestellung bei der Kontaktlinsenanpassung. Aber auch Tätigkeiten wie Schaufensterdekoration, administrative Arbeiten wie die Erstellung der Tageslosung und das Bestellwesen gehören zu den typischen Tätigkeiten eines Augenoptikers", erzählt Harald Belyus vom Tagesgeschäft eines Augenoptikers.

Anforderungen: "Gesundheitsberuf mit hoher Verantwortung"

"Offenheit gegenüber anderen Menschen ist eine zentrale Anforderung, die der Beruf stellt. Zudem sind Verantwortungsbewusstsein, Ehrlichkeit, Lernfreudigkeit und eine feinmotorische Begabung Grundvoraussetzungen", die am Beruf Interessierte mitbringen sollten, rät Harald Belyus.

"Augenoptiker ist ein Gesundheitsberuf mit nicht zu unterschätzender Verantwortung. Neben der Anfertigung von Brillen und der Typberatung steht vor allem das Vermessen der Brillenglasstärke, die Anpassung von Kontaktlinsen und das Screening - ob Augenkrankheiten vorliegen - eine wesentliche Rolle. Vor allem Letzteres gewinnt einen immer stärkeren Stellenwert und stellt hohe Ansprüche an den ausübenden Augenoptiker bzw. klinischen Optometristen."

Ausbildungswege, Verdienst und Karriereaussichten: Berufszugang über dreieinhalbjährige Lehrzeit

In gewerblich-technischen Gesundheitsberufen - wie Augenoptiker oder Hörgeräteakustiker - erfolgt der Berufszugang im Unterschied zu anderen Gesundheitsberufen über die Lehrausbildung. In Österreich bilden rund 30 Lehrbetriebe Augenoptiker aus. Im vierten und letzten Lehrjahr verdienen Auszubildende nach Kollektivvertrag mindestens 1.158 Euro brutto pro Monat.

Harald Belyus hat Anfang der 80er Jahre seine berufliche Laufbahn als Optikerlehrling begonnen und sich seitdem kontinuierlich weitergebildet. "Nach meiner Gesellenprüfung habe ich die Optikermeisterprüfung, danach die Kontaktlinsenkonzessionsprüfung, die Hörgerätegesellen- und die Hörgerätemeisterprüfung abgelegt. Vor vier Jahren habe ich das Studium 'Klinische Optometrie' an der Donau Universität Krems begonnen und letztes Jahr zum MSc in klinischer Optometrie graduiert." Damit steht dem klinischen Optometristen auch der Weg zu einem Doktoratsstudium (PhD) offen.

"Einzigartiges Potenzial"

Für Augenoptiker besteht auch die Möglichkeit der Selbstständigkeit. Voraussetzung dafür ist die Meisterprüfung, für den Handel und das Anpassen von Kontaktlinsen ist eine Befähigungsprüfung notwendig. "Wenn man erfolgreich ist und seinen Beruf liebt, fällt der Schritt in die Selbstständigkeit leicht. In den kommenden Jahren wird es einen hohen Bedarf an Führungskräften - wie etwa Filialleiter - geben", sagt Harald Belyus. Das vielfältige Aus- und Weiterbildungsangebot ist für den Augenoptiker aus Leidenschaft mit ein Grund für das einzigartige Potenzial seines Berufs: "Es ist eine vertikale - bis zur Uni - und eine horizontale Durchgängigkeit - durch Weiterbildungsmöglichkeiten in verwandten Lehrberufen wie Hörakustik - gegeben."

Eine Auswahl an Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten:

Berufsschule
Tiroler Fachberufsschule für Fotografie, Optik und Hörakustik (Hall/Tirol)

Meisterschule
Meisterschule (Wien)

Ausbildung im 2. Bildungsweg für Erwachsene
Akademie für Augenoptik und Optometrie (Wien)

Weiterbildung

  • Weiterbildungsangebot des Berufsförderungsinstituts (bfi) und des Wirtschaftsförderungsinstituts (WIFI)
  • Weiterbildungskurse der Bundesinnung der Augenoptiker
  • Weiterbildungskurse an der Akademie für Augenoptik und Optometrie (Wien)

Kolleg
Kolleg für Optometrie (Hall/Tirol)

Fachhochschule
Orthoptik (Puch/Salzburg)

Universität
Universitätslehrgang für klinische Optometrie (Krems)