Berufliche Neuorientierung: Starten Sie neu durch!
Die Gründe für eine berufliche Neuorientierung sind vielfältig. So wird der Neustart zum Erfolg.
"Wer sich beruflich neu orientieren will, sollte sich fragen, warum er mit seiner jetzigen Situation unzufrieden ist", betont Dr. Marie-Luise Lehner, Bildungsberaterin beim Wirtschaftsförderungsinstitut (WIFI) Wien, einer Serviceeinrichtung der Wirtschaftskammer Wien. "Liegt es am Unternehmen, am Vorgesetzten, an den Kollegen oder an der Tätigkeit selbst?"
Schritt eins: Selbstreflexion
Es ist auch sinnvoll, die eigene Berufswahl noch einmal zu hinterfragen. Warum habe ich damals diesen Beruf gewählt? Habe ich mich als Person verändert? Oder hat mir der Beruf noch nie gepasst und ich bin da nur hineingerutscht? Diese Fragen können zu der Erkenntnis führen, dass sich etwas ändern muss.
Doch damit ist es noch nicht getan. Die Buchautorin und Expertin für Berufsfindung Uta Glaubitz weiß: "Viele nehmen diese Erkenntnis nicht ernst. Anstatt die beruflichen Veränderungen in Angriff zu nehmen, gehen sie lieber erst einmal in den Urlaub."
Schluss mit dem Jammern
Deshalb ihr Tipp: Mit dem Jammern aufhören und konsequent mit der beruflichen Neuorientierung beginnen! "Bevor jemand weiß, was er in Zukunft machen will, sollte er aber keine Fortbildung und Bewerbung starten", erklärt die Berlinerin. Wer etwa als Tierärztin eine Fortbildung in Tierpsychologie belege, ohne in diesem Bereich weiter arbeiten zu wollen, verschwende nur seine Energien.
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"Nur wer ein Ziel hat, kann sich auf den Weg machen", betont Glaubitz. Wenn der Berufswechsler weiß, was ihm Spaß macht und was ihn motiviert, fällt es ihm auch leichter, dieses Ziel zu definieren. "Ein Jurist, der noch nie im Leben freiwillig eine juristische Fachzeitschrift gelesen hat, ist vielleicht gar nicht motiviert für die Juristerei."
Innerer Dialog
Wechselwillige sollten nicht nur Logik und Sachzwänge, sondern auch ihre Emotionen, ihre Kreativität oder ihr 'Bauchgefühl' bei der Zielfindung berücksichtigen. Lehner empfiehlt deshalb Suchenden auf den inneren Dialog zu achten: "Was passiert bei mir auf der emotionalen Ebene? Was fasziniert mich an einem Beruf?" Auch Berufsträume können bei der Orientierung helfen.
Glaubitz rät, das neue Berufsziel so genau wie möglich einzukreisen. "Wünsche wie 'Ich möchte etwas mit Menschen zu tun haben' sind viel zu allgemein." Wer ein konkretes Ziel gefunden hat, sollte als Nächstes recherchieren, wie er es erreichen kann und den Berufswechsel Schritt für Schritt planen. Dabei ist ein realistischer Zeitplan wichtig. "Eine meiner Kundinnen ist Kapitänin geworden. Dafür musste sie Nautik studieren. Bis zur Verwirklichung hat sie zehn Jahre gebraucht", berichtet Uta Glaubitz. Andere Berufsplanungen gingen dagegen viel schneller: Wer zum Beispiel die Eröffnung einer Eisdiele plane, schaffe das schon in wenigen Monaten.
Kritik aushalten
Wer im Erwachsenenalter den Beruf wechselt, muss allerdings auch damit rechnen, dass nicht alle in seiner Umgebung davon begeistert sind. Denn fast überall lauern Bedenkenträger, die viele gute Gründe kennen, warum die Neuorientierung scheitern könnte. "Es ist dennoch wichtig, sich mit anderen auszutauschen, denn im Gespräch klären sich die Dinge. Besonders wichtig ist es, bei der Entscheidungsfindung den Partner oder die Partnerin und die Familie mit einzubeziehen."
Glaubitz empfiehlt, auch die eigenen Rahmenbedingungen zu reflektieren: "Schulden, neugeborene Kinder, aber auch psychische Erkrankungen wie Depressionen sind kein gutes Fundament, auf dem man einen neuen Beruf bauen kann."