Bewerbung: Anrufen oder nicht?
Soll man das Unternehmen, bei dem man sich bewirbt anrufen? Wir haben bei zwei österreichischen Karrierecoaches angefragt, wie man in Österreich eine Bewerbung telefonisch am besten "begleitet" – wenn überhaupt.
Es ist ein heikles Thema: Wer sich heute bewirbt, der tut dies zumeist via online Formular, E-Mail oder klassisch per Bewerbungsmappe. In jedem Fall gilt es einerseits, aus der Menge der Bewerber herauszustechen. Dafür raten manche Karriereberater, das Unternehmen auch mal telefonisch zu kontaktieren, um besonders engagiert und motiviert zu wirken. Andererseits will man gerade Sekretärinnen nicht lästig auffallen, denn in den Vorzimmern der Büros ist bekanntlich die wahre Macht zu finden.
Grundsätzlich gibt es drei Gelegenheiten, bei der man im Unternehmen anrufen könnte:
1. Vor dem Einreichen der Unterlagen, beispielsweise, um im Vorfeld die Rahmenbedingungen zu klären.
2. Nach dem Einreichen der Bewerbung.
3. Nach dem Bewerbungsgespräch oder nach der letzten Auswahlrunde, aber noch bevor das Ergebnis bekannt gegeben wird.
Für den guten Eindruck nicht anrufen
"Ein Anruf vor dem Einreichen der Bewerbung ist eigentlich nicht üblich", meint Dr. Wolfgang Amanshauser, Karrierecoach und Berater aus Salzburg. "Das soll man höchstens dann machen, wenn der Ausschreibungstext eindeutig unklar war oder man wichtige ergänzende Fragen hat."
Seine Kollegin Mag. Barbara Graber aus Klagenfurt sieht das ganz ähnlich: "Vor dem Einreichen der Bewerbung sollten Sie im Unternehmen nur dann anrufen, wenn Sie Zusatzinfos brauchen: Den Namen des Adressaten, zum Beispiel." Dabei soll es also nur um die Information gehen, einen guten Eindruck zu hinterlassen sollte nicht die Motivation für ein solches Telefonat sein. Anders sieht die Sache beim Telefonat nach dem Einreichen der Unterlagen aus.
Sinnvolle Fragen vorbereiten
"Wenn man nach sieben bis zehn Tagen noch nichts vom Unternehmen gehört hat, ist es in Österreich durchaus üblich, einmal nachzufragen", meint Amanshauser. Man könne sich etwa um den Zeitablauf bei der Postenvergabe erkundigen, oder ob die Unterlagen auch wirklich eingelangt sind. Schwieriger ist das natürlich bei Initiativbewerbungen. Barbara Graber rät ebenfalls zum Anruf, wenn keine Rückmeldung kommt.
Sie gibt den Zeitrahmen mit etwa einer Woche an: "Nachtelefonieren macht immer Sinn, das signalisiert besonders starkes Interesse. Und persönlicher Kontakt kann sehr positiv aufgenommen werden." Sie verweist aber darauf, dass man für das Telefonat sinnvolle Fragen vorbereiten sollte – beispielsweise nach dem zeitlichen Ablauf der weiteren Auswahlschritte. Dafür, so Graber, reicht zumeist ein Telefonat mit Assistenten oder Sekretären; die Personalentscheider werden über den Anruf ohnehin fast immer in Kenntnis gesetzt.
Knapp und präzise bleiben
Wie aber vermeidet man, dass man dem potentiellen Arbeitgeber als lästiger Drängler auffällt? "Bei einem Anruf kann man um eine Bestätigung per E-Mail, dass die Unterlagen eingelangt sind, bitten", meint Graber. "Allerdings sollten Sie dafür unbedingt alle Fristen einhalten und nicht vorschnell aktiv werden."
Bewerber sollten den telefonischen Kontakt außerdem auf einen Anruf beschränken, knapp bleiben und präzise Fragen stellen. Längere Gespräche sind dabei nicht angebracht, gegebenenfalls kann man sich aber eine kurze Argumentationslinie vorbereiten – zum Beispiel für den Grund, warum man den zeitlichen Ablauf des Bewerbungsverfahrens kennen möchte.
Nachfassen kann sinnvoll sein
Zum dritten möglichen "Anrufszeitpunkt": Nach dem Bewerbungsgespräch oder der letzten Auswahlrunde. "Das ist eigentlich nicht üblich", meint Graber. "Meistens werden Fristen beim direkten Kontakt bekannt gegeben." Wenn, dann soll man nur im Fall von Initiativbewerbungen ohne konkretes Stellenangebot noch einmal nachtelefonieren, um sein Interesse am Unternehmen zu bestärken.
Kommt man bei einer Stellenvergabe nicht zum Zug, dann ist es durchaus legitim, telefonisch den Grund dafür zu erfragen. Dabei kann man nützliche Tipps für künftige Bewerbungen erhalten, oder sich auch dem Personalisten für spätere Gelegenheiten noch einmal ins Gedächtnis rufen.
(Benedikt Mandl)