Chef-Typ: Selbstdarsteller

Der Selbstdarsteller ist ein narzisstischer Tausendsassa, der die Bewunderung seiner Mitarbeiter braucht wie die Luft zum Atmen.

Der Selbstdarsteller gehört zu den schwierigsten Cheftypen. Er führt sein Team nicht, er regiert es. Er genießt die Position in der ersten Reihe und lässt sie sich von keinem streitig machen. Deshalb bügelt er weiterführende Vorschläge, Konzepte und Ideen seiner Mitarbeiter in aller Regel erst einmal von oben herab ab. Das ist seine Art zu zeigen, dass er der Chef im Hause ist.

Die Lorbeeren anderer ernten

Das heißt aber nicht, dass er die Konzepte seiner Mitarbeiter tatsächlich schlecht findet. Im Gegenteil sind sie ihm sogar sehr willkommen. Besonders dann, wenn sich darin Ideen befinden, die man beim anstehenden Meeting mit der nächst höheren Führungsriege als die eigenen verkaufen kann.

Aber Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall. Denn in den seltensten Fällen bleibt das Gebaren des Selbstdarstellers unentdeckt. Wie schnell hat beispielsweise die Geschäftsleitung in Zeiten von elektronischer Post und Internet im Anschluss an ein wichtiges Meeting eine Info-Mail an alle Mitarbeiter geschickt? Dumm gelaufen, wenn dann ein Teammitglied zwar seine Einfälle wieder findet, darunter aber nicht den eigenen Namen, sondern den des Vorgesetzten entdeckt.

Anerkennung ernten

Ein böser Fauxpas, meint Helga Krausser-Raether: "Es ist natürlich wichtig, die Ideen seines Teams nach oben weiterzugeben, allerdings muss der Chef dann auch sagen, von wem sie sind. Alles andere sorgt für eine enorme Demotivation in der Abteilung. Wer sein Team weitergebracht hat, will dafür natürlich auch die Anerkennung ernten - das ist nur menschlich."

Den Chef daraufhin "ganz oben" anzuschwärzen, fällt aber im Zweifelsfall negativ auf den betroffenen Mitarbeiter zurück - besonders, wenn der keine stichhaltigen Beweise zur Hand hat. Stattdessen sollte er versuchen, die nächst höhere Führungsetage bei anderer Gelegenheit auf sich aufmerksam zu machen, rät Karriereexpertin Krausser-Reather. In offiziellen Meetings zum Beispiel. "Der Mitarbeiter kann dann geschickt auf seine Eigenleistung in einem Projekt verweisen, aber so, dass er seinem Chef dabei nicht auf die Füße tritt", sagt sie. "Etwa, indem er sagt: 'Herr Müller hat die Idee jetzt dargestellt, ich möchte dazu noch mal einige Punkte ergänzen'."

Über unternehmensinternen Stellenwechsel nachdenken

Von einem klärenden Gespräch mit dem Vorgesetzten unter vier Augen rät Krausser-Raether hingegen ab. "Solche Leute können nicht mit Kritik umgehen - das können sie gar nicht ab." So sieht es auch Buchautor Christian Püttjer: "Selbstdarsteller wollen Beifall, den sollte man ihnen auch geben, sonst werden sie ungemütlich. Dieses Prinzip sollte man aber für sich zu nutzen wissen." Zum Beispiel, indem man vor versammelter Mannschaft anbietet, den Chef in einem Projekt zu entlasten. "Dann fühlt der sich gebauchpinselt, weil auf diese Weise außen ankommt, dass er ziemlich belastet ist und gibt vielleicht das ein oder andere ab."

Wenn alle Stricke reißen, rät Christian Püttjer zu drastischeren Schritten. "In kleineren Unternehmen passiert es öfter, dass Selbstdarsteller ihren Raum für sich beanspruchen", sagt er. "Wenn man selbst etwas erreichen will, ist das sehr schwer." Wird der Leidensdruck zu groß, sollte er darüber nachdenken, seine Bewerbungsunterlagen auf den neuesten Stand zu bringen. "In größeren Unternehmen könnte sich der Betroffene erstmal an die Personalabteilung wenden und sich über einen unternehmensinternen Stellenwechsel informieren", rät Püttjer.

(Sonja Kronenberger, 2007)