Die richtige Vorsorge fürs Alter finden
Zusätzlich zur gesetzlichen Pensionsvorsorge bieten inzwischen viele Unternehmen ihren Mitarbeitern betriebliche Vorsorgeprogramme an. Im Bereich der privaten Vorsorge gibt’s fast unbegrenzte Möglichkeiten, um Kapitalpolster für spätere Zeiten aufzubauen.
Eines gleich vorweg: "Die Situation ist nicht so dramatisch, wie es häufig dargestellt wird", erklärt Josef Wöss, Leiter der Abteilung Sozialpolitik der Arbeiterkammer Wien. "Die gesetzliche Vorsorge gewährleistet für die Arbeitnehmer - zumindest bei langer Versicherungsdauer - eine ziemlich gute finanzielle Absicherung im Alter."
Drei Säulen zur finanziellen Absicherung im Alter
Tatsache bleibt jedoch: Mit der gesetzlichen Pensionsversicherung allein, die oft auch als erste Säule der Altersvorsorge bezeichnet wird, können vor allem Höherverdienende den gewohnten Lebensstandard im Alter nicht aufrechterhalten. Wer auch im Alter seinen möglicherweise teuren Hobbys frönen und sich Urlaube leisten will, sollte also bereits in jungen Jahren Geld dafür zur Seite legen. Privat finanzierte Pensionen oder auch Betriebspensionen können in vielen Fällen eine sinnvolle Ergänzung zu den Leistungen aus dem gesetzlichen System sein.
Glück hat, wer in einem Unternehmen arbeitet, das für die Mitarbeiter betriebliche Vorsorgeprogramme - das ist die zweite Säule der Pensionsvorsorge - anbietet. Er kann in der Pension damit rechnen, auch von der Ex-Firma noch ein paar Hunderter Zuschuss zur Rente zu bekommen. Als dritte Säule der Pensionsvorsorge gilt der heiß umkämpfte Markt der privaten Vorsorge. Diese reicht vom Anlegen eines einfachen Sparbuchs über den Kauf einer Vorsorgewohnung und den Abschluss von Lebensversicherungen bis zur staatlich geförderten Zukunftsvorsorge.
Nachholbedarf bei betrieblicher Altersvorsorge
Für eine starke zweite Säule der Pensionsvorsorge fehlen in Österreich die gesetzlichen Rahmenbedingungen. "Während im sonstigen deutschsprachigen Raum Prämien umfassend umwandelbar und veranlagbar sind, wird das in Österreich sehr restriktiv gehandhabt", verweist Josef Papousek, Sprecher des Austrian Operating Commitees von Mercer Human Resource Consulting GmbH, auf den Nachholbedarf den es hierzulande noch zur steuerlichen Förderung der betrieblichen Altersvorsorge gibt.
Das Ergebnis: In Österreich machen laut einer Erhebung nur 17 Prozent der großen und mittleren Unternehmen ihren Mitarbeitern Angebote zur betrieblichen Altersvorsorge. In Deutschland sind es 90 Prozent. In Irland, Schweden und Großbritannien gibt es sogar in allen Unternehmen für Mitarbeiter die Möglichkeit, steuerbegünstigte betriebliche Vorsorgeprogramme in Anspruch zu nehmen.
Prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge boomt
Wer seinen Job in einem Unternehmen hat, das keine betriebliche Altersvorsorge anbietet oder wo die angebotene betriebliche Vorsorge nicht attraktiv oder ausreichend ist, hat auch die Möglichkeit privat vorzusorgen. Anders als bei der betrieblichen Vorsorge, bei der die bezahlten Prämien vom Arbeitgeber als Betriebsausgabe abgesetzt werden können, wird die dritte Säule der Pensionsvorsorge vom bereits versteuerten Einkommen finanziert.
Der Staat beteiligt sich jedoch mit Steuerbegünstigungen an den Zahlungen. Zum Beispiel bei der prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge, mit der laut Auskunft des österreichischen Versicherungsverbandes bereits fast eine Million Österreicher fürs Alter vorsorgen. Die wichtigsten Vorteile: Die Lebensversicherung ist mit Kapitalgarantie und zusätzlicher staatlicher Förderung ausgestattet. Steuerfrei bleibt das angesammelte Kapital jedoch nur, wenn der künftige Bezug als Rente ausbezahlt wird.
Die Prämie für heuer einbezahlte Beträge liegt bei 9 Prozent. Der maximal geförderte Einzahlungsbetrag liegt bei 2.115 Euro, somit beträgt die höchste steuerliche Förderung 190,36 Euro. Die Kapitalbindungsdauer beträgt bei der prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge mindestens zehn Jahre. Die Zusatzpension aus der prämiengeförderten Zukunftsvorsorge kann frühestens zum 40. Lebensjahr ausgezahlt werden.
Alternative Möglichkeiten zum Aufbau eines Kapitalpolsters
Die staatlich geförderte Zukunftsvorsorge ist allerdings trotzdem nicht für jeden das passende Produkt, betont Alexander Battlehner, Produktmanager Versicherungen beim Finanzdienstleister AWD. "Welches Produkt für welchen Mandanten am besten geeignet ist, hängt vor allem vom individuellen Anlagehorizont und von der Risikoneigung ab." Es muss nicht immer eine Lebensversicherung sein: Auch mit dem Kauf einer Vorsorgewohnung kann man schön fürs Alter vorsorgen. Oder mit einem direkten Investment in Fonds oder Aktien kann man das Kapital - mit etwas Glück - schön wachsen sehen, um im Alter finanzielle Reserven zu haben.
Bevor eine Lebensversicherung abgeschlossen wird, sollte das auf alle Fälle ganz genau geprüft werden. Gabi Kreindl, Expertin im Finanzdienstleistungsbereich beim Verein für Konsumenteninformation: "Pensionsversicherungen werden häufig schon für ganz junge Menschen angeboten. Aber gerade diese Menschen kommen dann ein paar Jahre später oft in die Situation, in der sie das Geld brauchen, weil sie zum Beispiel ein Haus bauen wollen. Eine Lebensversicherung wird nie so viel bringen, wie ein Kredit kostet."
Angebote gut prüfen
Ein junger Mensch, der noch keinen fixen Lebensplan hat, sollte sich auf jeden Fall gut überlegen, ob er sich wirklich mit einer Zukunftsvorsorge so lange binden will. Vielleicht ist ja auch ein Fondssparplan das Richtige? Flexibel bleibt man auch, wenn man das Geld auf das gute alte Sparbuch legt, für das es derzeit immerhin rund vier Prozent Verzinsung gibt.
Im Gegensatz dazu weiß man bei Abschluss einer Lebensversicherung vorher oft nicht so genau, was man nachher herausbekommt, erklärt Konsumentenschützerin Kreindl: "Die Kostensituation im Lebensversicherungsbereich ist oft schwer durchschaubar." Vor Abschluss eines so langfristigen Produktes sollten wirklich alle Kosten und die zu erwartende Rendite genau unter die Lupe genommen werden.
(Martha Karner, 2007)