Dresscode für das Vorstellungsgespräch

von Monster Contributor

Was ziehe ich an? Auch vor einem Bewerbungsgespräch ist das eine häufige und immer noch schwierige Frage, nicht nur für Bewerberinnen.

Manche potenziellen Arbeitgeber machen die Wahl des richtigen Outifis leicht, denn sie schreiben es vor. Im Dezember 2010 berichtete eine Tageszeitung vom Dresscode einer Großbank. Das Institut schreibt den Mitarbeiterinnen im Privatkundengeschäft zum Beispiel vor, knitterfreie und hautfarbene Unterwäsche zu tragen, die unter weißen Blusen nicht durchschimmert. Für alle Mitarbeiter sind gedeckte Farben ein Muss, und Muster ohnehin tabu. Sogar die Zahl der Schmuckstücke ist geregelt.

Keider machen Leute

Was bedeutet dies für Sie in punkto Bewerbung bei diesem Unternehmen? Ganz einfach: Wenn Sie sich dort für einen Arbeitsplatz interessieren, müssen Sie den Dresscode im Vorstellungsgespräch beachten.

Grundsätzlich gilt aber bei allen Unternehmen: Zunächst kennen Ihre Gesprächspartner "nur" Ihre Bewerbungsunterlagen und haben dort einen guten inhaltlichen Eindruck erhalten. Mit Ihrem äußeren Erscheinungsbild können Sie diesen ersten Eindruck im Gespräch positiv verstärken.

Das Outfit ist wichtig, aber nicht alles

Aber Vorsicht: Ein gelungener "Business-Look" kann über inhaltliche Lücken nicht hinwegtäuschen. Entscheidend für Ihren Erfolg im Bewerbungsprozess ist immer noch die hohe Übereinstimmung von Anforderungsprofil und Ihren Qualifikationen und Erfahrungen.

Dennoch können Sie mit Ihrer Kleidung diese Botschaften senden: "Ja, ich kenne die Spielregeln. Ja, ich weiß, was in der jeweiligen Position und Branche von mir erwartet wird. Und ja, ich bin bereit, diese Spielregeln und Erwartungen im beruflichen Alltag einzuhalten."

Dresscodes für verschiedene Positionen

Ein Patentrezept für jede Bewerbungssituation gibt es nicht. Für verschiedene Berufsgruppen gelten nun mal verschiedene Dresscodes. Kriterien wie Geschlecht, Hierarchieebene, Branche und Aufgabe spielen für die Wahl der "richtigen" Kleidung aber auch eine wichtige Rolle: Geht es um Bewerberin oder Bewerber, Praktikant oder Führungskraft, Werkstatt oder Unternehmensberatung, Kundenkontakt oder kein Kundenkontakt?

Zwei Beispiele: In klassischen Branchen wie Banken oder internationalen Kanzleien erwarten Ihre Gesprächspartner von Ihnen den - ungeschriebenen – Dresscode. Das sind klassischer dunkler Anzug mit Krawatte und der Hosenanzug oder das dezente Kostüm für die Bewerberin. Ein Bewerber für einen Ausbildungsplatz als Kfz-Mechatroniker ist mit dieser Kleidung "overdressed". Dunkle Jeans oder Stoffhose und ein gut gebügeltes Hemd mit Pullover oder Jacke sind da schon eher passend.

Grundsätzliche Fragen vor Ihrem Gespräch sollten sein: Wer sind meine Gesprächspartner in Bezug auf Funktion und Hierarchie? Um welche Position geht es, welche Kleidung ist dieser Position angemessen?

Branchenübliche Kleidung

Ihr "Bewerbungs-Outfit" hat mit Ihrem zukünftigen beruflichen Alltag zu tun. Gerade wenn Sie in Ihrer Position viel persönlichen Kundenkontakt haben und das Unternehmen nach außen repräsentieren, zum Beispiel in der Hotellerie, in Dienstleistungsunternehmen, in Sales/Vertriebsaufgaben, in Unternehmensberatungen, im Handel, müssen Sie sich im Vorstellungsgespräch an die branchenübliche Kleidung halten.

Anders kann der Auftritt in kreativen oder künstlerischen Berufen sein: Diese Branchen haben ihre eigenen Dresscodes. Wenn Sie sich in der jeweiligen Szene professionell bewegen wollen, sollten Sie diese kennen, zum Beispiel im Kreativbereich der Werbeagenturen.

Dresscodes in kreativen Branchen

Aber Vorsicht vor Vorurteilen: In der Agenturszene haben Sie zum Beispiel als Kontakter oder als Account Manager sehr viel mit Kunden, zum Beispiel den Marketingverantwortlichen eines Konsumgüterkonzerns, zu tun. Auch für diese Situationen brauchen Sie den entsprechenden "Business-Look" in Form von Anzug oder Kostüm.

Ein anderes Beispiel zeigt der folgende Text aus einer Stellenanzeige: "Als Hochschulabsolvent (m/w) sollten Sie eine Affinität für Mode und Lifestyle sowie ein ausgeprägtes Stil- und Geschmacksempfinden besitzen." Dresscode bedeutet hier, im Bewerbungsgespräch mit der eigenen Kleidung Trendbewusstsein und einen eigenen Stil über die klassisch-konservativen Anzüge oder Kostüme hinaus zu zeigen.

Klassisch oder locker

In der Regel machen Sie aber nichts falsch, wenn Sie – unabhängig von Dresscodes - die folgenden Regeln - frei nach dem Motto "Lieber etwas zu klassisch/ konservativ angezogen als zu locker" - einhalten. Auch wenn Sie sonst nicht unbedingt der "Anzug- oder Kostümtyp" sind und den "Büro-Look" als langweilig und als Uniform empfinden. Für den beruflichen Alltag werden Sie einzelne Teile immer gebrauchen können.

Dresscode für Bewerberinnen:

  • Kostüm, Hosenanzug oder eine Kombination aus Rock oder Hose und Blazer in klassischen Farben wie grau, dunkelblau, schwarz, anthrazit, beige oder braun
  • Ihre Kleidung sollte gut sitzen und so passen, dass Sie im Gespräch nicht an Ihre Kleidung denken müssen
  • Helle oder farbige Bluse oder T-Shirt/ Top unter dem Blazer
  • Individuelle Accessoires, zum Beispiel ein farbiges, edles Tuch
  • Schmuck, aber nur in Maßen und nicht Dinge, die Sie sonst auch nicht anziehen
  • Dasselbe gilt für Ihr Make-up!
  • Nylonstrumpfhosen oder -strümpfe in dezenten Farben, übrigens auch im Sommer nie ohne
  • Guter Haarschnitt! Und ein dezentes Parfum!
  • Gut geputzte, zum Outfit passende Schuhe
  • mit normal hohen Absätzen, die Sie schon mal getragen haben und wissen, dass Sie damit gut laufen können
  • Tasche oder Mappe für Ihre Bewerbungsunterlagen und Infomaterial

Dresscode für Bewerber:

  • Das ist durchaus eine Investition für einen guten Start.
  • Eine passende, farblich nicht auffällige Krawatte.
  • Weißes oder hellfarbiges, gut gebügeltes Hemd!
  • Schwarze, graue oder zur Anzugfarbe passende Socken!
  • Geputzte, nicht abgelaufene Lederschuhe, idealerweise schwarz oder zumindest in dunklen Farben.
  • Frisch gewaschene, gut geschnittene Haare!
  • Tasche oder Mappe für Ihre Bewerbungsunterlagen oder das Infomaterial! Möglichst keinen Rucksack.

Insgesamt wirken Sie, ob Bewerber oder Bewerberin, im Vorstellungsgespräch professionell und gut angezogen, wenn Ihre Kleidung gut sitzt, nicht zu eng und nicht zu weit ist. Unabhängig von Dresscodes gibt es kleine Einzelteile, die das klassische Bewerbungsoutfit dann auch individuell machen, besonderer Schmuck, modische Tücher oder Gürtel. Bewerberinnen habe es da allerdings etwas leichter.

Die Qualität Ihres Outfits richtet sich auch nach der Position. In der Regel wissen allerdings Bewerber um Führungspositionen, welches Outfit im Bewerbungsgespräch angemessen ist und welche Dresscodes sich in der jeweiligen Branche sich etabliert haben. Als Bewerber für ein Praktikum erwartet aber kein Unternehmen von Ihnen den teuren Maßanzug.

Wohlfühlen und selbstbewusst sein

Es kann Ihnen immer passieren, dass Sie sich im Vorstellungsgespräch zu schick vorkommen und dann nicht wohl in Ihrer Haut fühlen, gerade weil die potenziellen Vorgesetzten und auch die Personaler lockerer angezogen sind.

Nicht ärgern, Ihre Gesprächspartner dürfen das, auch wenn man sich es als Bewerber anders wünschen würde. Was auch immer Sie in Ihrer äußeren Erscheinung tun: Sie sollten sich in und mit Ihrer Kleidung wohl fühlen und Sie selbst sein. damit Sie im Bewerbungsgespräch als Persönlichkeit ankommen, nicht als Bild.

(Helga Krausser-Raether)

Helga Krausser-Raether
berät Fach- und Führungskräfte in Fragen der beruflichen und
persönlichen Orientierung. Die Diplom-Wirtschaftingenieurin blickt
auf eine Laufbahn als Beraterin unter anderem bei Korn/Ferry und
Boyden International zurück und hat zahlreiche Fachratgeber
im Haufe-Verlag veröffentlicht.

Helga Krausser-Raether