Game-Designer
Regisseure digitaler Spielewelten: Als Visionäre verbinden Game-Designer innovative Ideen für Computerspiele mit realistischer Umsetzbarkeit. Diese ist neben der technischen Machbarkeit auch eine Frage der Verkaufsfähigkeit und Vermarktung.
Die Computer- und Videospielindustrie ist ein rasanter Wachstumsmarkt. Bis 2010, so prognostizieren die britischen Marktforscher Informa Telecom & Media, könnte das Umsatzvolumen auf etwa 50 Milliarden US-Dollar ansteigen. Ein boomender Markt, der zunehmend auch in Österreich qualifizierte Leute nachfragt. Game-Designer wie auch ihre Berufskollegen in verschiedenen Arbeitsfeldern der Computerspiel-Entwicklung - von Programmierung, über Grafik, Animation, Level- oder Sounddesign bis hin zur Produktion - profitieren von diesem Trend.
Arbeitsmarkt, Arbeitgeber, Besonderheiten
Game-Designer entwickeln Spielideen und realisierbare Konzepte für Computer- und Videospiele. Für Game-Designer kommt es weniger auf Spezialwissen in einer Entwicklungsdisziplin an, vielmehr sind sie Projektleiter und koordinieren ein Team und die Teilprozesse der Spielentwicklung. Game-Designer liefern die Idee für eine digitale Spielewelt, entwerfen und konzipieren beispielsweise Inhalte, Figuren, Spielregeln, narrative und interaktive Komponenten. Dabei sind technische Machbarkeitsaspekte ebenso wichtig wie die Frage der Verkaufsfähigkeit.
"Wer in die Computerspielbranche einsteigen will, hat prinzipiell gute Chancen auf Grund des starken Wachstumsmarkts. Man sollte aber auch damit rechnen, ins Ausland zu gehen, zumindest ins benachbarte Ausland", schätzt Hans Solar vom Games College Wien die Arbeitsmarktsituation ein. "Es gibt auch einige Computerspielentwickler-Studios in Wien, die - je nach Sparte - immer wieder Personal suchen. Prinzipiell ist der Arbeitsmarkt im Wachsen, viel ist auch abhängig von persönlichem Engagement."
Anforderungen: Teamplayer, Realist und Visionär
"Der Game-Designer ist vergleichbar mit einem Regisseur beim Film; seine Idee wird im Team realisiert. Der Game-Designer steht alleine da, wenn die anderen Mitglieder des Teams entscheiden, dass eine Idee nicht umsetzbar ist. Teamfähigkeit ist ein ganz wichtiger Punkt", sagt Hans Solar über die Anforderungen im Beruf. Auch wenn Film und Computerspiel vergleichbar sind, so ergeben sich vor allem durch die interaktive Komponente - die Interaktion über den Computer mit anderen Spielern oder Figuren - unterschiedliche Anforderungen.
Eine der Voraussetzungen für einen gelungenen Spielentwurf ist eine prägnante Handlung. Damit ein Computerspiel spannend bleibt, müssen Handlungsalternativen und verschiedener Figuren aufeinander abgestimmt werden. Das erfordert eine andere dramaturgische Planung und Inszenierung als beim Film.
Arbeitsalltag: digitale Spielewelten realisieren
"Der Game-Designer arbeitet die Grundidee des Spiels aus, die Umsetzung erfolgt dann im Team durch die Scripter, die Artists, und die Mitarbeiter der Produktion. Der Game-Designer übernimmt die Projektleitung, stimmt innerhalb eines Teams ab, dass seine Spielidee möglichst authentisch umgesetzt wird und muss daher auch Ahnung von allen Bereichen haben", erklärt Hans Solar.
Von der Vision über das Game-Development, die Produktion bis hin zur Vermarktung - Game-Designer sind in alle Teilprozesse involviert. Dabei müssen sie die Zielgruppe im Blick behalten und dürfen auch psychologische und ethische Aspekte nicht vernachlässigen. Unterschiedliche Genres stellen unterschiedliche Anforderungen: Das breite Spektrum von Computer- und Videospielen verläuft von Adventure- über Strategie- und Sportspiele, Simulationen, Rollenspiele bis hin zu Onlinespielen.
Verdienst und Karriereaussichten
Für Game-Designer bieten sich zunehmende Karrierechancen am wachsenden österreichischen Arbeitsmarkt. Der Berufseinstieg erfolgt meist über Praktika und freie Mitarbeit bei Entwicklerstudios bereits in der Ausbildungsphase. Game-Designer sind meist freiberuflich tätig und können in Österreich mit einem Einstiegsgehalt zwischen 1.600 und 2.100 Euro rechnen.
"Die österreichische Branche ist am internationalen Parkett durchwegs stark vertreten. Wir haben hier einige gute Entwicklungsunternehmen, die sich im internationalen Vergleich nicht verstecken brauchen. Es gab bisher zahlreiche Produktionen, die international unter den Top-Sellern waren. Die Anno-Serie vom Österreichischen Team Max Design ist bis heute das meistverkaufte PC-Spiel im deutschsprachigen Raum. Rockstar Vienna hatte als einziges deutschsprachiges Entwicklerstudio zwei Nummer-1-Hits in den USA. Andere Firmen wie Jowood und Kochmedia haben sich ebenfalls bereits einen Namen gemacht. Österreich hat aber sicherlich noch mehr Potenzial", sagt Niki Laber, Präsident des Österreichischen Verbands für Unterhaltungssoftware (ÖVUS) und Geschäftsführer der "Games That Matter GmbH".
Ausbildungswege
"Die Nachfrage nach qualifizierten Leuten seitens der Industrie" und die Tatsache, dass Fachkräfte "aus den USA, England oder Australien engagiert werden mussten, was enorme Kosten verursacht hat", sind laut Hans Solar die Hauptgründe für die Institutionalisierung einer spezialisierten Ausbildung, wie sie seit rund einem halben Jahr vom Games-College in Wien angeboten wird.
"Das erste Semester vermittelt die Basics. Das bedeutet alle Teilnehmer auf ein gleiches Level zu bringen, was nicht nur die vier Schwerpunkte betrifft, sondern auch Englisch, Marketing und Journalismus. Nach einem Semester spezialisieren sich die Absolventen in einer der vier Fachrichtungen: Scripting, Game Design, Production & QA oder Art & Animation, je nach Talent und Interesse. Daraus werden Teams gebildet, die ein Spiel realisieren. Im dritten und vierten Semester wird alles verfeinert und auf ein höheres Level gehoben." Wer nicht einer der 20 Erstsemestrigen am Games-College im Herbst 2007 ist, hat die Möglichkeit, über akademische Ausbildungen an Universitäten und Fachhochschulen mit entsprechenden Spezialisierungen und Praxiserfahrung, in der Branche Fuß zu fassen.
Eine Auswahl an Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten:
Universität:
- Informatikorientierte Studien
- Theater-, Film- und Medienwissenschaft (Universität Wien)
Fachhochschule:
- MultiMediaArt (FH Salzburg)
- Mediengestaltung (FH Vorarlberg)
- Medientechnik und -design (FH Oberösterreich)
- Digitale Medien (FH Oberösterreich)
- Informationsdesign (FH Joanneum)
- Informatik (Dornbirn, Wien)
Sonstige:
- Games College (Wien)
- QANTM Game Programming (SAE/Qantm, Wien)
Weiterführende Informationen im Internet:
Games College Wien
www.games-college.com