Initiativbewerbung: PR in eigener Sache

Nicht immer passen Stellenangebote in Zeitung oder Internet zum eigenen Profil. In solchen Fällen kann es sich lohnen, selbst auf die Suche nach dem passenden Arbeitgeber zu gehen und sich auf eigene Faust dort zu bewerben.

"Eigentlich war ich ja gar nicht auf Jobsuche", erinnert sich Susanne Berger*. an einen ereignislosen Tag im Jänner dieses Jahres. Die Bürokauffrau arbeitete in einer Spedition im Umland von Salzburg, doch an diesem Nachmittag war wenig los. Also surfte Susanne ein wenig im Internet, checkte ihren Account auf einem Online-Netzwerk und entdeckte dort zufällig eine alte Freundin.

Die arbeitete für eine Künstleragentur in Wien und erzählte später am Telefon ganz aufgeregt, wie toll ihr Job und das Leben in der Hauptstadt nicht seien. "Der Nachmittag war so grau und langweilig - quasi aus einer Laune heraus habe ich schnell und ohne viel nachzudenken meinen Lebenslauf aktualisiert und an die Agentur geschickt", erzählt Susanne Berger.

Anruf vom Wunscharbeitgeber

Beinahe vergessen hatte sie die Angelegenheit, als eine Woche später ihr Handy klingelte und sie für ein Bewerbungsgespräch nach Wien eingeladen wurde. "Zufällig hatte die Agentur gerade geplant, einen Mitarbeiter mit meinem Profil zu suchen", lacht Susanne Berger. "Und ich bin ihnen zuvorgekommen!" Seit einigen Monaten lebt sie in Wien und hilft bei der Vermittlung von Bühnenbildnern, Sängern und Konzertpianisten.

So ungewöhnlich wie die Geschichte klingt, ist sie gar nicht: In Zeiten der Hochkonjunktur, wie sie Österreich gerade erlebt, haben viele Firmen resigniert und suchen gar nicht mehr nach Fachkräften. Initiativbewerbungen, denen der Ruf einer Verzweiflungstat anhaftet, können nun bei der Jobsuche durchaus zum Erfolg führen. Anders als im Fall von Susanne Berger, bei der wohl viel Glück im Spiel war, sollte man aber einige Dinge beachten.

Initiativbewerbung: Regeln beachten

Dass es zwischen der Bewerbung infolge einer Annonce und einer Initiativbewerbung große Unterschiede gibt, das bestätigt auch Mag. Werner Hammerl, Projektleiter bei Bewerbungsberatung.AT aus Wien. "Bei der Anzeigenbewerbung weiß man, dass ein konkreter Personalbedarf besteht. Das Anforderungsprofil ist bekannt, ebenso wie die vom Unternehmen gewünschte Kontakt-Möglichkeit", fasst er die Vorteile zusammen. "Allerdings wird man sich gegen mehr Mitbewerber durchsetzen müssen und eine 'Maßscheiderung' der Bewerbung auf das jeweilige Unternehmensprofil des Wunscharbeitgebers ist notwendig."

Bei der Initiativbewerbung gibt es dagegen nur wenige Mitbewerber, das Profil im Lebenslauf muss nicht "zurechtgebogen" werden, und man kann das Unternehmen aktiv auswählen. Das beweist Eigeninitiative und verleiht der demonstrierten Motivation viel Glaubwürdigkeit.

Nicht immer herrscht Personalbedarf

Dafür muss man in Kauf nehmen, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Zeitpunkt der Bewerbung gar kein Personalbedarf besteht. Zudem muss man Kontaktmöglichkeiten und -personen erst mühsam recherchieren und "ohne die Gunst des richtigen Moments geht meist gar nichts", so Hammerl. Wichtig ist daher, dass man seine Energie nicht zu sehr streut: Attraktive Unternehmen sollten selektiert werden, ein "wildes drauf los Bewerben" bringt außer viel Aufwand meist gar nichts.

Persönliche Auswahlkriterien sollten die Nähe und die Erreichbarkeit des Unternehmens beinhalten. Aber auch die Größe - denn nicht jeder passt in einen Konzern, andere finden kleine Familienbetriebe unattraktiv - und das Image des Unternehmens. Außerdem sollte man sich im Vorfeld über die Strukturen beim potenziellen Arbeitgeber informieren und darüber nachdenken, wo man gegebenenfalls arbeiten wolle: EDV, Marketing oder Forschung - nicht jedes Profil ist für alles geeignet. Wer sich gut vorbereitet, wirkt kompetenter und erhöht so seine Erfolgsaussichten.

Die Motivation herausstellen

Besonders wichtig ist bei Initiativbewerbungen auch die Motivationsangabe: Wer sich nicht um eine konkrete Stelle bewirbt, der sollte sehr deutlich sagen, warum er ausgerechnet in diesem bestimmten Unternehmen arbeiten will. "Sobald beim Personalisten der Eindruck entsteht, dass er es mit einem 'Wild-drauf-los-Bewerber' zu tun hat, hat der Bewerber schon so gut wie verloren", warnt Hammerl.

Auch in Sachen Jahreszeit weiß der Karrierespezialist Rat: "Die Zeit gegen Jahresende könnte mit den Personalplanungen für das nächste Geschäftsjahr zusammenfallen. Daher machen Initiativbewerbungen im Herbst und im Winter am meisten Sinn."

Ein bisschen Glück gehört dazu

Für Susanne Berger hat sich die spontane Bewerbung auf jeden Fall ausgezahlt: Langweilige Nachmittage kennt sie keine mehr, die Künstler halten sie auf Trab. "Spontaneität und ein bisschen Glück braucht man für solche Aktionen", meint sie. "Und natürlich soll man an Initiativbewerbungen besonders unverkrampft herangehen: Das schützt vor einer Enttäuschung."

(Benedikt Mandl)

*Name von der Redaktion geändert