Die interne Bewerbung

von Monster Contributor

Interne Bewerbungen soll man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Karriereberaterin Helga Krausser-Raether sagt, was Sie beachten sollten.

Ob über den offiziellen Stellenmarkt im Intranet oder den inoffiziellen Hinweis von Kollegen angeregt, für alle internen Bewerbungswege gelten dieselben Regeln wie für eine externe Bewerbung. Gefragt sind auch hier die hohe Übereinstimmung von Anforderungsprofil und Ihren Qualifikationen und Erfahrungen

Lebenslauf und Anschreiben

Ihre interne Bewerbung muss daher klare stellenspezifische Informationen über Ihre bisherige berufliche Entwicklung, Ihre Erfahrung und Ihre Fähigkeiten liefern – mit den gleichen Vorgaben an Form und Inhalt wie bei der externen Bewerbung.

Unternehmen verlangen auch intern Lebenslauf und Anschreiben. Eine kurze Bewerbungsmail an den Fachbereichsvorgesetzten oder den Personaler reicht in den meisten Fällen nicht aus.

Die ersten Schritte

Interne Stellenausschreibungen finden Sie über das Intranet, Aushang oder auch Hinweise von Kollegen. Auch Eigeninitiative kann nicht schaden, falls keine Stellen ausgeschrieben sind.

Ein erster Schritt für den angestrebten Wechsel kann die Analyse von anderen Geschäftsbereichen, Tochtergesellschaften, Regionen nach Optionen und Perspektiven sein. In Großunternehmen hilft die Kontaktaufnahme zu internen Personalberatern.

Vorteile und Fallstricke

Grundsätzlich hat eine interne Bewerbung für Sie und Ihren Arbeitgeber Vorteile. Sie kennen die Strukturen und Prozesse im Unternehmen und brauchen keine Probezeit. Sie selbst entwickeln sich im Unternehmen persönlich und fachlich weiter und behalten oder verbessern Ihr Gehaltsniveau.

Aber Vorsicht, bei allen Chancen und Perspektiven eines internen Wechsels sollten Sie auch die Fallstricke kennen. Gehen Sie zum Beispiel keinesfalls davon aus, dass man Sie in der neuen Abteilung bereits kennt und Ihre Qualitäten richtig einschätzt. Auch das Auswahlinterview mit der neuen Fach- und Personalabteilung sollten Sie nicht auf die leichte Schulter nehmen. Denn gerade größere Unternehmen beurteilen Sie mit den gleichen "harten" Maßstäben wie externe Bewerber auf Ihre Eignung für den internen Job.

Selbstanalyse

Ein individuell auf die Aufgaben und Anforderungen der neuen Stelle zugeschnittener Lebenslauf und ein konkret formuliertes Anschreiben gehören zum Pflichtprogramm. An erster Stelle, noch vor der eigentlichen Bewerbung, stehen Ihre Situationsbestimmung und die kritische Analyse Ihrer bisherigen beruflichen Leistungen im Unternehmen, Ihrer Projekterfolge und Erfahrungen.

Der nächste Schritt ist dann der Vergleich mit der angestrebten Stelle. Je genauer Sie Ihre Bewerbung auf die Anforderungen der jeweiligen internen Stelle anpassen und Ihre Eignung konkret durch Projekte und Aufgaben belegen, desto eher werden Sie ein Gespräch mit der neuen Abteilung führen.

Bewerbungswege

Dasselbe gilt für den gewünschten Bewerbungsweg. Online liegt bei Bewerbungen ebenso im Trend wie standardisierte Formulare auf der Unternehmens-Homepage. An diese Vorgaben sollten sich interne Bewerber halten.

Wechselmotivation prüfen

Falls Ihr Veränderungswunsch mit beruflicher Unzufriedenheit zusammen hängt, sollten Sie die Gründe für diese Unzufriedenheit untersuchen, bevor Sie intern wechseln. Liegen die Gründe in einem Konflikt mit Vorgesetzten oder Kollegen, dem Sie entfliehen wollen, kann sich das bis in Ihre neue Abteilung herumsprechen.

Denn Sie sollten immer damit rechnen, dass die neuen mit Ihren alten Vorgesetzten Kontakt aufnehmen, um einen Eindruck über Sie zu erhalten. Im Bewerbungsgespräch müssen Sie dann Farbe bekennen und die Frage "Warum wollen Sie wechseln" beantworten. Darauf erwarten Ihre Gesprächspartner der neuen Abteilung dann eine plausible Antwort .

Kluge Kommunikation

Die Kommunikation mit Ihren Vorgesetzten ist immer eine Gratwanderung. Gehen Sie daher taktisch klug vor, indem Sie nicht voreilig mit Ihren Vorgesetzten sprechen und sie zu früh über Ihre interne Bewerbung informieren. In den Bewerbungsgesprächen sollten Sie niemals schlecht über Ihre "alte" Abteilung oder den "alten" Vorgesetzten sprechen.

Auch dies kann sich für Sie als Bumerang erweisen. Warten Sie, bis alle vertraglichen Details mit den neuen Vorgesetzten geklärt sind und auch die notwendige Zustimmung durch den Betriebsrat vorliegt. Bis dahin ist zurückhaltende Kommunikation mit den Kollegen empfehlenswert.

Strukturierte Übergabe

Bevor Sie Ihren jetzigen Bereich verlassen, planen Sie eine strukturierte Arbeitsplatzübergabe an Kollegen, Vorgesetzte oder Nachfolger, erarbeiten Sie einen Plan, wie Ihr Weggang bei Kunden und anderen Interessensgruppen kommuniziert werden soll und hinterlassen Sie Ihren Arbeitsplatz so, wie Sie ihn auch gern vorfinden würden.

Bevor Sie aber tatsächlich intern wechseln, prüfen Sie die neue Option nochmals auf Herz und Nieren, ob sie tatsächlich die Chancen für Ihre interne Entwicklung bietet.

(Helga Krausser-Raether, 2009)

Helga Krausser-Raether
berät Fach- und Führungskräfte in Fragen der beruflichen und
persönlichen Orientierung. Die Diplom-Wirtschaftingenieurin blickt
auf eine Laufbahn als Beraterin unter anderem bei Korn/Ferry und
Boyden International zurück und hat zahlreiche Fachratgeber
im Haufe-Verlag veröffentlicht.

Helga Krausser-Raether