Intrigen im Büro

von Monster Contributor

Es kann um einen Job gehen, um mehr Geld oder auch nur um eine Nase, die dem anderen nicht passt - Gründe für Auseinandersetzungen im Büro gibt es zuhauf. Dabei muss nicht immer lauthals gestritten werden - viel gefährlicher sind Intrigen. 

Tratsch und Gerüchte gehören zum Büroalltag. "Die Intrige aber ist die höchste Form der Schädigung", sagt Personalberater Jürgen Hesse aus Berlin. Sie geschehe mit Vorsatz und dem Ziel, eine Person im Ansehen der Kollegen herabzusetzen und ihr zu schaden. "Man will jemand anderen damit ausboten - zum eigenen Vorteil", sagt Hesse. Mit einer Intrige versprechen sich Mitarbeiter für sich selbst eine bessere Position im Unternehmen - in welcher Schlacht sie sich auch immer gerade befinden. "Schließlich raubt man auch keine Bank aus, um danach die Armen zu beschenken", sagt Hesse.

Das Perfide an Intrigen ist, dass sie so schwer zu identifizieren, zu lokalisieren und schließlich nachzuweisen sind. "Das kann Post sein, die verschwindet", sagt Karriereberaterin Svenja Hofert aus Hamburg. "Das kann viel unangenehme Arbeit sein, die man dem anderen auflädt." Aber nicht nur auf gleicher Hierarchieebene wird intrigiert. "Das geht unter Gleichen, von oben nach unten - aber es wird auch von unten gebissen." Das passiere vor allem, wenn einer aus einem Team zum Chef aufsteigt. Gerade dann ist eine beliebte Intrige, diesen Chef zu ignorieren. "Man nimmt ihn als Ansprechpartner nicht wahr, sondern geht gleich zum Nächsthöheren", sagt sie.

Weibliche und männliche Intrigen

Intrigen können aus den verschiedensten Motiven heraus gesponnen werden - aber sie sind immer die persönliche Machtpolitik. Frauen und Männer intrigieren anders, sagt Personalberater Hesse. "Männer sind weniger wortgewandt - aber nicht weniger kriegerisch als Frauen." Ihnen gehe es meist um ein konkretes Ziel, einen direkten Nutzen - etwa eine Beförderung. Frauen hingegen gehen die Sache meist raffinierter an, sagt Hesse. "Sie fädeln das viel langsamer und geschickter ein - es kommt zu einer langsamen Lähmung."

Auch gehe es Frauen nicht unbedingt um ihre eigene Macht. "Sie wollen die Konkurrenz schlecht dastehen lassen - da geht es um die emotionalen Befindlichkeiten", sagt Hesse. Ist die Intrige erstmal auf den Weg gebracht - meist verschleiert, versteht sich - ist das Ausbügeln der angespannten Situation nicht so einfach. "So manche Intrige löst sich auf - das hat damit zu tun, wie Menschen damit umgehen", sagt Svenja Hofert.

Offenheit als Gegenwehr

Sie rät zur Offenheit und einem unvoreingenommenen Verhalten gegenüber den Kollegen. "Man sollte zudem sein eigenes Verhalten überdenken und prüfen, ob man sich richtig verhalten hat", sagt sie. Denn oft resultiere aus der Interpretation des eigenen Verhaltens und dem der Kollegen ein Gefühl, es könne etwas im Busch sein. "Muss es aber nicht unbedingt", sagt sie.

Auch Jürgen Hesse rät, mit offenen Karten zu spielen. "Das Opfer muss in dieser Situation maximal um Vertrauen werben, Gerüchte richtig stellen und Betroffenheit zeigen", sagt er. An niemandem gehe es spurlos vorbei, wenn die Glaubwürdigkeit leidet und der Ruf ramponiert wird. "Und das sollte man den Kollegen ruhig zeigen", sagt er. Zunächst sollten Intrigen im kleinen Kreis zu lösen versucht werden - so die Urheber ausfindig gemacht werden können.

Hilfe holen

"Wenn das nicht hilft, sollte zunächst der direkte Vorgesetzte eingeschaltet werden", sagt Hesse. Dabei hilft es nach Svenja Hoferts Worten, die Situation zu belegen. "Man kann ein Tagebuch führen, E-Mails oder Notizen sammeln und die Situation so darstellen." Neben dem Chef sind der Betriebsrat, der Betriebsarzt, in einigen Fällen auch ein Rechtsanwalt oder die Gewerkschaft Anlaufstellen für Opfer von Intrigen.

Denn Intrigen sind eine Art von Mobbing - "dieses Schlagwort Mobbing ist der Oberbegriff für eine Aneinanderreihung von Attacken", sagt Hesse. Gegen Mobbing kann sich das Opfer auch vor dem Arbeitsgericht zur Wehr setzen. Inzwischen hat es in Sachen Mobbing bereits allerlei Präzedenzfälle gegeben - und Arbeitsrichter verstehen keinen Spaß, wenn es um das Ausbooten von Kollegen geht.

Nicht ohne Grund. Denn wer Tag für Tag Gemeinheiten ausgesetzt ist, gerät unter Stress und der kann auf Dauer Folgen haben: Herzklopfen, Depressionen, Schlafstörungen bis hin zum Herzinfarkt. Die Intriganten selbst machen sich in aller Regel nicht bewusst, welchen Gefahren sie ihr Opfer aussetzen.

Spaß am aggressiven Verhalten

"Es gibt einfach Kollegen, die Spaß daran haben, sich aggressiv zu verhalten", sagt Hofert. Das Verhalten verstärke sich mitunter stressbedingt. "In einer negativen Situation kann dann aufbrechen, was in einer guten Zeit gar nicht auffällt." Menschen entgleisen - gerade, wenn sie Angst um ihren eigenen Arbeitsplatz haben, meint auch Jürgen Hesse. Das Gefährliche an Intrigen sei, "dass sie in jeder Form auftreten können - das liegt ganz in der Phantasie des Intriganten".