Job wechseln oder im Job bleiben?
Sollen Sie den Job wechseln oder lieber doch nicht? Karriereberaterin Doris Brenner erklärt, wie Sie für sich die richtige Entscheidung treffen.
Von Doris Brenner
Das Vorstellungsgespräch ist sehr angenehm verlaufen, auch das Gehalt klingt attraktiv. Aber sollen Sie wirklich das Angebot annehmen und Ihren Job wechseln?
Alternativen sind etwas Positives
Vielleicht liegt Ihnen die Entscheidung eines Jobwechsels ziemlich im Magen. Sie sind unentschlossen, schwanken zwischen dem Wunsch, etwas Neues anzupacken und der Sicherheit des Vertrauten.
Machen Sie sich bewusst, dass diese Wahlmöglichkeit auf jeden Fall etwas Positives ist. Sie bietet Ihnen die Gelegenheit, Ihre aktuelle Situation zu überdenken und Weichen neu zu stellen. Sie zeigt Ihnen ferner, dass Sie und Ihre Qualifikation für den Arbeitsmarkt attraktiv sind, also den aktuellen Erwartungen eines Arbeitgebers entsprechen. Das sollte Ihnen ein gutes Gefühl geben.
Entscheidungskriterien klar herausarbeiten
Ganz gleich, ob Sie sich aktiv auf eine andere Stelle beworben haben, oder "aus heiterem Himmel" von einem Personalberater auf eine vakante Position angesprochen wurden: Die Auseinandersetzung mit einer beruflichen Alternative sollte wohl überlegt und sauber aufbereitet werden. Gerade wenn Sie sich aus einer Festanstellung mit dem Thema Jobwechsel beschäftigen, bedarf es einer gründlichen Analyse der Alternativen. Schließlich geht es darum, die Chancen und Risiken die mit einem möglichen Stellenwechsel verbunden sind, solide abzuwägen. Impulsiv, vielleicht aus einem aktuellen Ärger über den eigenen Chef, eine solch weitreichende Entscheidung zu treffen, kann gefährlich sein.
Daher benötigen Sie zunächst Kriterien, die für Ihre Entscheidung relevant sind. Denken Sie dabei an alle Aspekte, die für Sie wichtig sind, seien es "harte" Faktoren wie z.B. das Gehalt aber auch "weiche" Faktoren wie z.B. Spaß an der Arbeit oder das Arbeitsumfeld.
Gewichtung vornehmen
Nicht alle Kriterien sind gleich wichtig. Für eine allein erziehende Mutter mit kleinen Kindern wird die Entfernung zwischen Wohnort und Arbeitsplatz eine höhere Relevanz haben, als für den karriereorientierten Single. Nehmen Sie also eine Gewichtung vor, welche Aspekte für Sie von besonderer Bedeutung sind.
Alternativen bewerten
Im nächsten Schritt geht des darum, die Alternativen zu bewerten. Im Hinblick auf Ihren aktuellen Job, wird Ihnen das vermutlich sehr leicht fallen, da Sie diesen gut einschätzen können. Für die Bewertung des alternativen Jobangebotes sollten Sie neben Ihren persönlichen Eindrücken durch eine solide Recherche die Verlässlichkeit Ihrer Einschätzung erhöhen.
Geht es beispielsweise um das Arbeitsklima, können Gespräche mit (ehemaligen) Mitarbeitern des Unternehmens sehr hilfreich sein. Entsprechende Informationen sind häufig über das eigene Umfeld aber auch über soziale Netzwerke zu bekommen.
Entscheidungsmatrix kann helfen
Um mehr Klarheit in Ihre Entscheidung zu bekommen, kann das Erstellen einer Entscheidungsmatrix hilfreich sein. Hierzu listen Sie Ihre Entscheidungskriterien schriftlich auf, gewichten diese und bewerten schließlich mit einem Punktesystem die einzelnen Alternativen. Ein Bespiel für eine solche Entscheidungsmatrix finden Sie hier.
Familienmitglieder in Entscheidungsprozess einbeziehen
Ein Jobwechsel hat in der Regel nicht nur für Sie, sondern auch für Ihre Familie Konsequenzen. Dies gilt insbesondere, wenn mit der neuen Stelle auch ein Ortswechsel verbunden ist. Es ist daher wichtig, dass Sie in den Entscheidungsprozess auch die davon betroffenen Familienmitglieder einbeziehen.
- Welche Vorteile/Nachteile hat der Jobwechsel für Ihren Partner/Ihre Partnerin?
- Welche Bereitschaft besteht diese mitzutragen?
- Wie können häusliche Pflichten oder die Betreuung der Kinder insbesondere in der Anfangsphase des neuen Jobs, wenn mit einer Mehrbelastung zu rechnen ist, anders verteilt werden?
Je offener Sie mit diesen Fragestellungen bereits im Entscheidungsprozess umgehen, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie nicht im Nachhinein Probleme ergeben. Personalberater berichten immer wieder, dass Kandidaten im letzten Moment noch abspringen, weil der Partner nicht mitzieht.
"Plan B" entwickeln
Sofern Sie sich für einen Stellenwechsel entscheiden, sollten Sie auch bereits im Vorfeld über einen möglichen "Plan B" nachdenken. Das kann deutlich Druck aus Ihrer Entscheidung nehmen, falls sich der neue Job nicht so in der Realität darstellt, wie Sie dies aus heutiger Sicht erwarten.
Wenn Sie mehrere Jobangebote haben, ist es empfehlenswert, bei den anderen potenziellen Arbeitgebern die Türe nicht ganz zuzumachen. Erläutern Sie Ihre Entscheidung und sprechen Sie offen an, ob Sie ggfs. zu einem späteren Zeitpunkt den Gesprächsfaden nochmals aufgreifen können. Wenn man Sie als guten Kandidaten identifiziert hat, wird hierzu in der Regel auch hierzu Bereitschaft bestehen.
Abgang vom alten Arbeitgeber mit Stil
Auch der Abgang bei Ihrem derzeitigen Arbeitgeber sollte so gestaltet sein, dass eine mögliche Rückkehr nicht ausgeschlossen ist. Indem Sie beispielsweise eine reibungslose Stellenübergabe an einen Nachfolger gewährleisten oder falls dieser noch nicht da ist, zumindest alle Aufgaben und Prozesse sauber dokumentieren, tragen Sie wesentlich dazu bei, dass man Sie in positiver Erinnerung behält.
Trotz aller beschriebenen Maßnahmen, ist die Entscheidung eines Jobwechsels immer mit einem gewissen Faktor an Unsicherheit verbunden. In jedem Fall sollten Sie ein gutes Gefühl haben, wenn Sie Ihre Unterschrift unter einen neuen Arbeitsvertrag setzten. Neben allen Fakten bleibt Ihr Bauch ein wichtiger Gradmesser, ob der neue Job die richtige Alternative für Sie ist. Ignorieren Sie ihn nicht.
Doris Brenner
ist freie Beraterin mit den Schwerpunkten Personalentwicklung und Karriereberatung. Ihre Veröffentlichungen zu den Themen Bewerbung, Testverfahren, Berufsplanung und Arbeitstechniken sind in einer Gesamtauflage über 600.000 Exemplaren erschienen.