Jobhopping: Nicht zu oft zu neuen Ufern
Sesselkleber, die von der Ausbildung bis zur Pension im gleichen Unternehmen bleiben, erklimmen die Karriereleiter nur selten. Auf der anderen Seite wird Jobhoppern ein Mangel an Durchhaltevermögen, Disziplin und Loyalität unterstellt. Es gilt, den goldenen Mittelweg zu wählen.
"Die Zeiten, in denen Beschäftigte den Großteil ihres Erwerbslebens in einem Betrieb verbringen, sind vorbei", weiß der Salzburger Arbeiterkammerpräsident Siegfried Pichler. In Österreich ist der mehrfache Wechsel des Brötchengebers während des Berufslebens inzwischen an der Tagesordnung.
Mitarbeiter, die merken, dass sie in ihrem Unternehmen nicht am richtigen Platz sind, sollten auch nicht frustriert im ungeliebten Job bleiben. Abgesehen von psychischen und oft sogar physischen Problemen endet das Ausharren auf einem Posten ohnehin häufig mit der Kündigung. Denn auch Arbeitgeber merken meist sehr rasch, dass der Angestellte nicht mit Freude bei der Sache ist. Wer sich jeden Tag überwinden muss, zur Arbeit zu gehen, ist reif für einen neuen Job.
Alternativen im eigenen Unternehmen suchen
Der muss nicht unbedingt bei der Konkurrenz sein, sondern kann auch häufig im eigenen Unternehmen gefunden werden. Georg Reiser, Personalchef beim Industrieunternehmen Böhler-Uddeholm, das weltweit rund 14.000 Mitarbeiter, davon rund 4.000 in Österreich beschäftigt: "Wenn jemand mit den übertragenen Aufgaben oder dem Umfeld in der Abteilung nicht zufrieden ist, sollte er oder sie auf jeden Fall die Personalabteilung kontaktieren. Es ist durchaus möglich, dass auch unternehmensintern neue, spannende Herausforderungen gefunden werden."
Jedoch sind nicht alle Unternehmen in der Lage, die gewünschten Karriereperspektiven zu bieten. Wer beispielsweise Erfahrung im Ausland sammeln möchte, wird sein Ziel bei einem lokal agierenden Kleinbetrieb nie erreichen. Wer hingegen einen möglichst breiten Aufgabenbereich haben will, wird sich in einem internationalen Großunternehmen mit genau zugeordneten Verantwortungsbereichen und starren Hierarchien nicht glücklich fühlen. In solchen Fällen sollten sich Wechselwillige nach einer Stelle in einem anderen Unternehmen umsehen.
Jobhopping kommt nicht immer gut an
Dabei sollten sie sich jedoch nicht auf die erstbeste Jobalternative stürzen, sondern den passenden Job überlegt auswählen. Sonst läuft man Gefahr, aus Unzufriedenheit nach ein paar Monaten erneut auf Stellensuche zu gehen. Und wer allzu häufig den Arbeitgeber wechselt, dem werden von Personalverantwortlichen, die für die Vergabe von neuen Arbeitsplätzen verantwortlich sind, nicht selten Illoyalität, Mangel an Disziplin oder andere negative Eigenschaften unterstellt, was die Suche nach einem neuen Tätigkeitsfeld schwieriger macht.
"Tendenziell wirken sich häufige Arbeitsplatzwechsel eher nicht sehr positiv auf die Karriere aus", sagt Michael Sarsteiner, Senior Consultant beim Personalberatungsunternehmen Iventa. Folgende Schlüsse zieht der Personalberater demnach aus häufigen Jobwechseln: "Mangelndes Durchhaltevermögen, wenig Anpassungsfähigkeit, notorische Raunzer, denen nie was passt, Ziele nicht erreicht, viele breite Interessen, weiß noch nicht genau, wohin die Reise gehen soll."
Den passenden Job überlegt auswählen
Das heißt aber nicht, dass Bewerbungen von so genannten Jobhoppern von vornherein aussortiert werden. "Wenn jemand häufige Arbeitgeberwechsel hinter sich hat, aber ansonsten ein interessanter Kandidat ist, werden die Umstände für den Wechsel zwar hinterfragt aber nicht im vorhinein negativ beurteilt", erzählt Georg Reiser aus der Praxis. "In jungen Jahren ist ein Wechsel des Arbeitgebers im Jahresabstand okay. Ab einem gewissen Alter sollte man aber seinen Platz gefunden haben", so der Böhler-Uddeholm Personalchef.
"Jobhopping wird bis Mitte/Ende Zwanzig akzeptiert. Je älter ein Bewerber ist, desto schwieriger wird es, einen Jobwechsel zu vollziehen und die Bedenken der Personalverantwortlichen auszuräumen", sagt Michael Sarsteiner. Deshalb ist es wichtig, sich rechtzeitig zu fragen, wohin die Reise gehen soll und dementsprechend die Weichen zu stellen.
Beim Erreichen der eigenen Karrierepläne kann ein gutes Netzwerk hilfreich sein. Wer die richtigen Leute kennt, bekommt schon häufig ohne aktive Bewerbung Angebote für neue berufliche Herausforderungen. Das Netzwerk kann schon früh in verschiedenen Richtungen aufgebaut werden: Kunden, Lieferanten, Kooperationspartner, Agenturvertreter und Kollegen können Ratschläge geben. Auch die Kontakte von der Uni lohnt es sich warm zu halten. Wichtig ist auch, dass die Bewerbung für den neuen Job individuell ist. Serienbriefe sind nicht geeignet. Denn genauso wenig wie der Bewerber will auch der Arbeitgeber bloß eine Nummer sein.