Karriere in Hongkong
Hong Kong ist das Tor zum chinesischen Markt und braucht Fachkräfte. Ausländer haben daher gute Chancen, eine Stelle zu finden. Jedoch sind die sprachlichen Anforderungen hoch.
In vielerlei Hinsicht hat Hong Kong vom Anschluss an die Volksrepublik China profitiert: Das internationale wirtschaftliche Interesse an China wächst ständig und die Stadt eignet sich hervorragend als Basis für internationale Unternehmen, die von Hong Kong aus den Weg nach China wagen oder von hier aus ihre chinesischen Geschäfte leiten.
Hong Kong ist noch vor Taiwan der größte Investor in China. Mehr als 6200 ausländische Unternehmen und Banken sind hier vertreten. Neben der Rechtssicherheit und guten Infrastruktur lockt Hong Kong eben auch in sprachlicher Hinsicht: Englisch bleibt weiterhin eine der Staatssprachen. Gut 3000 Deutsche, um die 1200 Schweizer und etwas mehr als 400 Österreicher (Stand 2007) sind den jeweiligen Konsulaten in Hong Kong gemeldet.
IT-Kräfte und Wirtschaftsfachleute gesucht
Die Hong Konger Arbeitslosenzahlen sind relativ niedrig. Mit 4,3 Prozent (Stand 2007) steht die Stadt ein wenig besser da, als beispielsweise Deutschland mit 6,7 Prozent im vergleichbaren Zeitraum. Für ausländische Kräfte gibt es daher durchaus Chancen, eine Stelle zu finden. Vor allem im Banken- und Finanzsektor fehlen derzeit zahlreiche IT-Kräfte, wobei Finanzexperten generell gefragt sind. Besonderes Augenmerk liegt hier auf dem Bereich Private Equity und Hedge Fund, so Helene Krieff, Managing Partner der Unternehmensberatung Neumann Partners Asia Pacific.
Eine weitere Nische mit viel Potenzial ist die Qualitätssicherung: Zahlreiche chinesische Skandale Ende 2007 haben dafür gesorgt, dass die Bereiche Qualität und Kontrolle nun im Rampenlicht stehen. Ähnlich steht es um Umweltfragen: Hier stecken China und Hong Kong oft noch in den Kinderschuhen und mitteleuropäische Unternehmen haben einen guten Ruf in der Branche. Laut Helene Krieff sind auch Merchandising und Beschaffung (vor allem in der Textilbranche sowie in der Elektronik) viel versprechende Bereiche.
Chancen in der Logistik-Branche
Nicht zuletzt werden auch in der Zulieferung und Logistik neue Stellen geschaffen. Handelsfirmen suchen ebenfalls immer wieder nach Personal. Besonders Bewerber mit Studienabschluss und internationaler Berufserfahrung sind dabei gefragt. In der Hotellerie, wo ebenfalls immer wieder Stellen frei werden, sind die Anforderungen nicht ganz so hoch, dafür die Löhne allerdings auch weniger attraktiv als in Mitteleuropa, so dass diese Branche in den unteren Ebenen für Europäer kaum eine Verlockung darstellt
Die Wirtschaft in Hong Kong
Als die britische Kronkolonie Hong Kong 1997 zur Sonderverwaltungszone und damit Teil der Volksrepublik China wurde, waren die Befürchtungen groß - wenn auch unbegründet. Die Sieben-Millionen-Einwohner-Metropole boomt, nach wie vor. Allein 2006 durfte sich die Stadt über ein Wirtschaftswachstum von 6,9 Prozent freuen. War Hong Kong zu Beginn der 1980er noch ein klassisches Zentrum der Fertigungsindustrie, hat sich heute der Schwerpunkt fast ausschließlich auf das Dienstleistungsgewerbe verschoben. 1990 machte der Dienstleistungssektor noch 75 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus, 2007 sind es schon mehr als 90 Prozent!
Weniger als 5 Prozent der Arbeitskräfte sind derzeit im verarbeitenden Industrie beschäftigt, nicht einmal 8 Prozent im Baugewerbe, etwas mehr als 10 Prozent im Bereich Transport, Lager und Kommunikation, über 15 Prozent im Bereich Finanzen, Versicherungen, Immobilien und wirtschaftliche Dienstleistungen. Weitere 26,8 Prozent der arbeitenden Bevölkerung sind in kommunalen und sozialen Einrichtungen sowie als persönliche Dienstleister beschäftigt. Der größte Teil der Arbeitnehmer, 34 Prozent, verdienen ihren Lebensunterhalt in Groß- und Einzelhandel, Import und Export sowie im Gastgewerbe.
Beschränkte Zuwanderung
So positiv sich der Arbeitsmarkt darstellt, so schwierig gestaltet sich die konkrete Suche. Denn: Ausländische Arbeitnehmer kommen nur zum Zuge, wenn der potentielle Arbeitgeber glaubhaft darstellen kann, dass für den Posten kein ausreichend qualifizierter einheimischer Hong Konger gefunden werden kann. Um das Arbeitsvisum zu erhalten, gilt es eine recht langwierige bürokratische Prozedur anzutreten, für die gut sechs bis acht Wochen veranschlagt werden sollten.
Um sich diesen Formularien stellen zu können, sollten bereits alle Dokumente und Abschlüsse ins Englische übersetzt worden sein. Nach sieben Jahren können Ausländer übrigens eine "Permanent Residency", also das permanente Aufenthaltsrecht, beantragen. Die Arbeitserlaubnis entfällt damit. Bei einem Arbeitgeberwechsel erlischt das Arbeitsvisum, das in diesem Fall erneut beantragt werden muss.
Sprachliche Anforderungen
Sehr gute Englischkenntnisse sind in Hong Kong genauso unerlässlich wie ein gutes Gefühl für die Sprache: Hong Kong ist naturgemäß sehr britisch beeinflusst und so legt man viel Wert auf das sprachliche Niveau. Für viele Jobs, vor allem in lokalen Unternehmen, sollte man sich rechtzeitig mit dem Chinesischen oder Kantonesischen auseinandersetzen. Wirtschaftlich wird die benachbarte Volksrepublik immer wichtiger für Hong Kong, so dass Mandarin-Kenntnisse ein klarer Vorteil sind, auch wenn sie in internationalen Unternehmen nicht unbedingt gefordert werden.
Bei lokalen Firmen sieht es oft anders aus. Gleiches gilt für viele Jobs im Service Bereich. Je mehr Kontakt mit dem allgemeinen Publikum, desto eher werden auch lokale Sprachkenntnisse verlangt. Deutsch oder andere europäische Sprachkenntnisse sind auf alle Fälle ein Plus, ersetzen in der Regel aber nicht die geforderte Eloquenz im Englischen oder gar Chinesischen. Sprachliche Einstellungstests sind in Hong Kong für Ausländer durchaus üblich.
Bewerben vor Ort
Wer ernsthaft sucht, sollte vor Ort sondieren - nur so lässt sich schnell reagieren, besteht die Möglichkeit für ein zeitnahes Vorstellungsgespräch. Die Anreise erfolgt in der Regel sowieso auf eigene Kosten.
Bei Interesse meldet sich der potenzielle Arbeitgeber oft vor dem Vorstellungsgespräch per Telefon, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen. Eine andere Alternative, wenn auch mittlerweile weniger üblich, ist das Walk-in-Interview: An einem festgelegten Tag wird die Möglichkeit gegeben, sich direkt ohne Termin vorzustellen. Die meisten Bewerber kommen in Hong Kong übrigens im September auf den Markt, dem traditionellen Termin für die Studienabschlüsse. Sich ein klein wenig früher zu melden, kann daher sinnvoll sein.
Lebenshaltungskosten
Hong Kong ist insgesamt nicht unbedingt teurer als Deutschland oder die Schweiz, die Lebenshaltungskosten sind jedoch anders strukturiert. Auch in Hong Kong kann man zwar ausnehmend günstig wohnen, dies allerdings zu Bedingungen, die dem westlichen Arbeitnehmer kaum gefallen dürften. Für gut 250 Euro lässt sich schon ein Zimmer in einer weniger guten Gegend finden, eine vernünftige (kleine!) Einzimmerwohnung ist aber nicht unter 800 Euro zu haben.
Gourmets dürfen sich jedoch freuen: Essen im Restaurant ist ausnehmend günstig, und auch für Kleidung muss man in Hong Kong weniger ausgeben. Die Gesundheitsversorgung ist zwar durchaus auf europäischem Niveau, muss aber selbst bezahlt werden, da keine allgemeine Krankenkasse existiert.
(Francoise Hauser, 11.06.2008)
Weiterführende Informationen:
Immigration Department Hong Kong
www.immd.gov.hk/ehtml/home.htm
Hong Kong Stadtregierung
www.gov.hk/en/
Interactive Employment Service (staatlich)
www.jobs.gov.hk
Chinesische Botschaft Berlin
www.china-botschaft.de
Deutsches Konsulat Hong Kong
www.hongkong.diplo.de/Vertretung/hongkong/en/Startseite.html
Hong Kong Seiten des Auswärtigen Amtes
www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/Hongkong/Wirtschaft.html
Deutsche Außenhandelskammer Hong Kong
http://china.ahk.de/index.php?id=605&L=0