Konflikte am Arbeitsplatz
Wo Menschen zusammenarbeiten, kann es schon mal zu Konflikten kommen. Wichtig ist es, diese rechtzeitig zu erkennen und konstruktiv zu handeln.
Seine Kollegen kann sich niemand aussuchen. Dass es im Arbeitsalltag ab und an "kracht", wenn unterschiedliche Charaktere tagtäglich aufeinandertreffen, lässt sich kaum vermeiden.Wenn die Betroffenen bei der Konfliktlösung an ihre Grenzen stoßen, ist der Mediator oft die letzte Chance. Doch so weit muss es nicht immer kommen. Die meisten Konflikte lassen sich zum Glück mit den richtigen Strategien ohne fremde Hilfe lösen.
Schwelende Konflikte
Konflikte entwickeln sich oft schleichend. Ein unfreundlicher Umgangston, eine gereizte Arbeitsatmosphäre, Intrigen, Gerüchte, bewusstes Zurückhalten von Informationen können bereits die Vorboten eines Konfliktes sein. Je später diese Symptome erkannt werden, desto schwieriger wird die Lösung. Die häufigsten Ursachen für Konflikte am Arbeitsplatz sind:
- Stress, Überforderung und zu hoher Leistungsdruck
- Unterforderung und Frustration
- Schlechte Arbeitsorganisation, z.B. ungenaue Vorgaben
- Mangelnde oder fehlende Wertschätzung und Anerkennung
- Fehlender Respekt
- Raue Umgangsformen und fehlende Kooperation der Kollegen
- Konkurrenzdruck, Rivalität und Neid
- Angst, Fehler zu machen
- Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren
Im schlimmsten Fall führen diese Ursachen zu schwerwiegenden Problemen wie z.B. Burnout oder Depressionen.
Extremfall Mobbing
Gelegentliche Auseinandersetzungen am Arbeitsplatz lassen sich kaum vermeiden. Wenn eine Person jedoch regelmäßig, gezielt und vorsätzlich angegriffen oder schikaniert wird, ständig einer konfliktbelasteten Kommunikationssituation ausgesetzt ist und dabei immer unterlegen ist, spricht man von Mobbing.
Ziel ist die Vertreibung oder Ausgrenzung vom Arbeitsplatz. Für die Betroffenen ist es meist schwer, allein mit dieser belastenden Situation zurechtzukommen. Wenn das Problem nicht durch ein offenes Gespräch mit Kollegen oder Vorgesetzen gelöst werden kann, finden Betroffene bei diversen Mobbing-Beratungsstellen Hilfe (z.B. Arbeiterkammer, Ärztekammer).
Menschen gehen unterschiedlich mit Konflikten um. Die einen schreien bereits bei der kleinsten Unstimmigkeit laut auf, die anderen schweigen in der Hoffnung, dass sich das Problem von selber löst oder aus Angst vor einer Konfrontation. Beide Extreme können das eigentliche Problem verschlimmern: Ständiger Streit vergiftet die Arbeitsatmosphäre auf Dauer.
Die goldene Mitte
Das Unterdrücken von Konflikten führt zur Frustration und lähmt langfristig. Die Lösung liegt meist - wie so oft - in der goldenen Mitte.
Konfliktfähigkeit bedeutet, dass alle Beteiligten
- das Problem erkennen,
- Bedürfnisse des Gegenübers respektieren,
- ihr Anliegen und ihre Standpunkte artikulieren können,
- für die Argumente der anderen Seite offen sind und
- Bereitschaft zeigen, den Konflikt aus der Welt zu schaffen.
Bevor Konflikte angesprochen werden, sollte zunächst der eigene Standpunkt geklärt werden: Worin besteht genau mein Problem? Was möchte ich klären? Was könnte ich und was könnten die anderen zur Lösung beitragen?
Nicht zu hitzig herangehen
Es empfiehlt sich abzuwarten, bis die Gemüter nicht mehr allzu erhitzt sind, ansonsten besteht die Gefahr, dass das Gespräch zu emotional geführt wird.Höflichkeit und Respekt sind die Basis für ein konstruktives Gespräch. Nur wenn alle Beteiligten die Möglichkeit haben, ihren Standpunkt in einer angenehmen Atmosphäre darzulegen, kann eine vertrauensvolle Basis entstehen.
Alle Beteiligten sollten sich bemühen, für die Argumente der anderen Seite offen zu sein. Nur so können Missverständnisse geklärt werden. Stures Beharren auf die eigenen Interessen ist kontraproduktiv.Eine dauerhafte Beseitigung eines Konflikts ist nur dann möglich, wenn beide Seiten als Gewinner aus dem Gespräch hervorgehen und ihr Gesicht wahren können. Unter Umständen kann es sinnvoll sein, die Ergebnisse des Gesprächs schriftlich festzuhalten.
Sensibel vorgehen
Ein Konfliktgespräch ist keine einfache Sache. Es ist nur allzu menschlich, dass man dabei leicht in typische Fallen tappt. Wer diese kennt, kann Fehler jedoch besser vermeiden:
- Persönliche Angriffe und Beleidigungen
- Schuldzuweisungen und das Aufwärmen von alten Geschichten ("Das hast du schon immer so gemacht ...", "Nie kann man sich auf dich verlassen" etc.)
- Starres Festhalten am eigenen Standpunkt
Konflikte, die entweder sehr schwerwiegend oder bereits zu verfahren sind, können in manchen Fällen nur mehr durch Mediation gelöst werden. Bei diesem Verfahren unterstützt ein allparteilicher Vermittler (Mediator) die Konfliktparteien dabei, eine konstruktive und zukunfts¬orientierte Lösung für ihren Konflikt zu finden.
Der Mediator bleibt dabei stets objektiv und bezieht keine Position. Nicht die Klärung der Schuldfrage, sondern der gemeinsame Konsens, ist ein wesentliches Ziel jeder Mediation, die unbedingt auf Freiwilligkeit basieren muss.
Mediatoren zu Rate ziehen
Vor allem große internationale Unternehmen ziehen immer öfter Mediatoren zu Rate, wenn außer- oder innerbetriebliche Konflikte zu eskalieren drohen. Die Wirtschaftswissenschaftlerin, Mediatorin und Unternehmensberaterin Manuela Walser fasst den Nutzen dieser Art der Konfliktlösung aus Sicht der Unternehmer zusammen: "Mediation ist sofort einsetzbar, sie ist unbürokratisch und ökonomisch, schnell und effizient. Lange und kostenintensive Gerichtsverfahren können vermieden werden. Aber auch Kosten durch offene oder verdeckte Konflikte innerhalb oder außerhalb des Betriebes werden minimiert."
In Österreich ist die Wirtschaftsmediation - im Gegensatz zu den USA, China und auch den Niederlanden - noch wenig verbreitet. Experten gehen jedoch davon aus, dass der Bedarf auch bei uns in den nächsten fünf bis 20 Jahren enorm steigen wird.
Durch Mediation vorbeugen
Unternehmen wären gut beraten, Wirtschaftsmediation auch als vorbeugende Maßnahme in Anspruch zu nehmen. Stehen z.B. strukturelle Veränderungen wie Fusionen, Personalwechsel oder neue Projekte an, können zu erwartende Konflikte im Idealfall durch Mediation verhindert werden. Sollten diese dennoch entstehen, können sie bereits an der Wurzel "angepackt" werden.
Leider gibt es in der Mediationsbranche auch "schwarze Schafe". Wer einen Mediator in Anspruch nehmen möchte, sollte sich vergewissern, dass er es mit einem "eingetragenen Mediator" zu tun hat. Die Liste der eingetragenen Mediatoren wird vom Ministerium für Justiz geführt und ist unter www.bmj.gv.at einsehbar.
Dieser Artikel stammt aus dem Karriereführer 2010. Informativ, modern und praxisnah liefert das bewährte österreichische Karriere-Standardwerk topaktuelle Informationen zu den Themenbereichen Karriereplanung, Bewerbung, Aus- und Weiterbildung, Erfolgsfaktoren im Beruf, Attraktive Arbeitgeber und Karriere International. Weitere Informationen unter www.karrierefuehrer.at/bestellung