Redakteur

Ein Redakteur recherchiert und schreibt nicht nur Artikel oder produziert Sendungen. Er selektiert Informationen und plant Ausgaben. Er ist Organisator und Koordinator - und vor allem redigiert er.

Traumberuf Redakteur: Rund 10.000 inskribierte Publizistik-Studenten an drei Studienstandorten, Hunderte Bewerber für die wenigen begehrten Studienplätze an medienspezifischen Fachhochschulgängen, eine Flut an Bewerbungen für Volontariate und Praktika landet vor allem vor den Sommermonaten bei großen Tageszeitungen oder dem Österreichischen Rundfunk ORF im Posteingang. Das Interesse an einer journalistischen Ausbildung ist nach wie vor ungebrochen. Medienberufe besitzen eine immense Anziehungskraft. Doch die Konkurrenz ist groß.

Auswählen, texten, koordinieren

„Kreativität, eine spannende und aufregende Tätigkeit, Missstände aufzudecken, interessante Kontakte, etwas verändern zu können“, nennt die Studie „Berufswünsche und -bilder von Journalismus-Einsteigern“ des Medienhauses Wien in Kooperation mit dem FHWien-Studiengang Journalismus als die wichtigsten Motivationen, journalistische Berufe zu ergreifen.

Die etymologische Bedeutung von Redaktion (lat. redigere = in einen Zustand bringen) verweist auf ein Spezifikum des Berufs. Der Arbeitsplatz von Redakteuren ist traditionellerweise – im Unterschied zu Reportern und Korrespondenten – der Schreibtisch in einer Redaktion, ihre Haupttätigkeiten sind – neben dem Recherchieren und Verfassen von Artikeln – auch das Redigieren und die Auswahl von Informationen und Texten sowie die Koordination im Team.

Themen festsetzen und den Überblick bewahren

„Der Arbeitsalltag eines Redakteurs sieht wohl in allen Redaktionen ähnlich aus: In den regelmäßigen Redaktionssitzungen werden gemeinsam aktuelle Themen diskutiert. „In unserem Fall die nächsten wichtigen Kultur-Events“, erzählt Andrea Eder, Chefredakteurin des Programmportals Allesheute.at. Dabei ist der Input jedes einzelnen Redakteurs gefragt, wenn es darum geht, sowohl Highlights als auch „Geheimtipps“ zu erörtern und festzusetzen“, erzählt Eder. Als Chefredakteurin liegt ihre Hauptverantwortung in der Organisation der Redaktion und des Contents. „Wichtig ist der ‚Gesamtüberblick’, die Koordination der Redaktionsmannschaft und der Themen, die ständige Recherche von Trends und Top-Themen.“

Technische Veränderungen – Chancen und Herausforderungen

Qualitätsjournalismus trägt verschiedene Prädikate: Aktualität – Neuigkeit, Faktizität und Relevanz –, gründliche Recherche, kritische Reflexion und Fairness. Qualitätskriterien, die es vor dem Hintergrund der Entwicklungsdynamiken in der Medienwelt zu halten gilt. Technische Veränderungen und Innovationen beeinflussen die Arbeitsweise. Journalismus wird schneller – der Zeitdruck wächst. „Web first“ bezeichnet das Prinzip, Artikel bereits vor der Druckausgabe online zu publizieren. Der Wettbewerbsdruck in Bezug auf die aktuellsten Nachrichten steigt. Journalismus wird vielfältiger – unterschiedliche multimediale Darstellungsmöglichkeiten stellen die Frage nach dem geeigneten Medium einerseits, die steigende Informationsmenge erfordert rasche Selektion und Filtern der relevanten Informationen, andererseits.

Die Anforderungen an Können und Wissen von Journalisten sind daher in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Überdurchschnittliches Allgemeinwissen einerseits, spezifisches Fachwissen in einem bestimmten Gebiet andererseits – Redakteure sind Allrounder und Spezialisten und darüber hinaus mit Praxiskompetenzen und journalistischem Handwerkszeug ausgestattet. „Ein Studium ist keine unbedingte Voraussetzung, aber sicher hilfreich, da in den einzelnen Studienrichtungen das „Handwerkszeug“ beziehungsweise Fachwissen vermittelt werden“, erklärt Andrea Eder. Dennoch ist in journalistischen Berufen ein steigender Akademisierungstrend erkennbar. Aufbauend auf oder im Optimalfall parallel zu der fachspezifischen Ausbildung erfolgt die praktische Ausbildung, das „Training on the Job“.

Eine Auswahl an Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten:

  • Universität: Publizistik und Kommunikationswissenschaft (Wien, Salzburg, Klagenfurt)
  • Fachhochschule: Journalismus und Medienmanagement, Kommunikationswirtschaft (FHWien), Journalismus und Unternehmenskommunikation (FH Johanneum – Graz), Mediengestaltung, InterMedia (FH Vorarlberg), Medienmanagement (FH St. Pölten)
  • Universitätslehrgänge: Fernsehjournalismus Qualitätsjournalismus (Donau-Universität Krems), Medienlehrgang (Universität Graz), Sportjournalismus (Universität Salzburg)
  • Weitere Ausbildungen: Österreichische Medienakademie – Kuratorium für Journalistenausbildung, Katholische Medien Akademie, Oberösterreichische Journalistenakademie, Friedrich-Austerlitz-Institut für Journalistenausbildung

Ein Ausbildungsklassiker ist das Universitätsstudium Publizistik- und Kommunikationswissenschaften. Wer die Praxisnähe des Uni-Studiums vermisst, hat die Möglichkeit, Ausbildungswege über die steigende Zahl an medienspezifischen Fachhochschulstudiengängen oder Ausbildungen, wie sie beispielsweise von der Österreichischen Medienakademie oder auch im Rahmen von praxisbezogenen Universitätslehrgängen angeboten werden, zu gehen.

„Ich würde meinen, dass sich in der Qualität der Journalistenausbildungen in Österreich in den letzten zwei Jahrzehnten viel bewegt hat“, sagt Diethold Schaar, Projektleiter von www.kurier.at über die journalistische Ausbildung und Einstiegsmöglichkeiten in den Beruf in Österreich. Eine grundlegende Ausbildung als Journalist ist sicher sehr gut. Aber sie ist nicht die einzige Möglichkeit, in den Journalismus einzusteigen, denn auch fachspezifische Ausbildungen, wie Medizin, können als Sprungbrett dienen“, so Schaar. Berufseinsteiger sind mit hohem Wettbewerbsdruck und so genannten atypischen Beschäftigungsverhältnissen konfrontiert, also freier oder befristeter Mitarbeit. Andrea Eder zeigt sich dennoch optimistisch: „Nachwuchsredakteure haben am Beginn ihrer Karriere meist Freelancer-Jobs, wenn man sich aber bewährt, kann der Einstieg in ein bestehendes Team sehr rasch vor sich gehen.“

Mit Qualität überzeugen

„Wer auch unter Zeitdruck imstande ist, Texte zu produzieren und sich jederzeit auf plötzliche Änderungen einstellen kann, also ein großes Potenzial an Flexibilität mitbringt, hat bereits die besten Voraussetzungen, die für einen Job als Redakteur/Redakteurin gefragt sind. Die Anforderungspalette ist gerade im journalistischen Bereich äußerst breit: Kommunikationstalent und die Neugier und Bereitschaft, ständig „up-to-date“ zu sein, sind zusätzliche Kompetenzen, die eine gute Redakteurin/einen guten Redakteur ausmachen. Flexibilität und die Fähigkeit, selbstständig zu arbeiten, runden das Anforderungsprofil ab“, sagt Andrea Eder.

Etablieren können sich Berufseinsteiger durch Kompetenz: „Ganz wichtig sind Zuverlässigkeit, die Qualität der Arbeit und Präsentation – und Hartnäckigkeit“, sagt Schaar. Eine Kombination aus fundierter Ausbildung, Praxiserfahrung, Entschlossenheit und persönlichem Engagement sind entscheidende Voraussetzungen, um im Berufsfeld Fuß zu fassen. Die redaktionellen Tätigkeiten unterscheiden sich einerseits durch Medium – Print (Zeitungen, Zeitschriften, Verlage), Online, Rundfunk und Video/Fernsehen – andererseits durch Themenschwerpunkte bzw. Ressorts – Außenpolitik, Innenpolitik, Kultur, Feuilleton, Chronik, Sport sowie Lokales. Traditionelle und neue Medien eröffnen ein breites Tätigkeitsspektrum. Im Bereich der Online-Medien bieten sich zunehmend Arbeitsmarktperspektiven in der Redaktion oder im Content Management von Webportalen von Unternehmen.

 

Weitere Informationen:

Tageszeitung Kurier:
www.kurier.at

Österreichischer Rundfunk ORF:
http://www.orf.at/

Programmportal Alles heute:
www.allesheute.at