SAP-Berater - Berufsporträt

SAP-Berater werden in vielen Branchen gesucht. Neben IT-Kenntnissen sollten sie auch betriebwirtschaftliches Wissen mitbringen. Eine einheitliche Ausbildung gibt es jedoch nicht.

Von Peter Ilg

SAP-Berater analysieren bestehende Software-Systeme, beraten hinsichtlich einer Neuausrichtung und sie sind Bindeglied zwischen der IT- und der Fachabteilung. Deshalb brauchen sie betriebswirtschaftliches und IT-Wissen, zudem Branchenkenntnisse, denn SAP bietet Branchenlösungen. Eine standardisierte Ausbildung zum SAP-Berater gibt es nicht – aber eine große Nachfrage nach SAP-Beratern am Arbeitsmarkt für IT-Berufe.

Jede Branche hat ihre ganz speziellen Eigenheiten. Banken legen großen Wert auf Sicherheit, Logistikunternehmen wollen ihre Waren möglichst rasch von A nach B bringen und die Chemie ist eine stark automatisierte Industrie.

Was ist SAP?

SAP ist weltweit der viertgrößte Hersteller von Software. Das Unternehmen hat betriebswirtschaftliche Standardsoftware im Portfolio, etwa für Rechnungswesen oder Logistik, sowie branchenspezifische Anwendungen, etwa für Banken. Und immer sollen die Programme die Unternehmen in die Lage versetzten, ihre Geschäftsprozesse effizient und flexibel zu gestalten.

SAP-Anwendungen sind komplex und bestehen meist aus unterschiedlichen Modulen. Diese wiederum sind eng miteinander verknüpft, etwa das Rechnungswesen mit der Personalwirtschaft, da diese die Löhne und Gehälter verwaltet. Wird eine Komponente geändert, wirkt sich das auf andere Module aus.

Was macht ein SAP-Berater?

SAP-Berater analysieren die bestehende Software eines Unternehmens und beraten Kunden über eine mögliche Neuausrichtung oder Erweiterung, etwa um ein neues Modul.

Weil Software nichts anderes ist als die digitale Abbildung von Geschäftsprozessen brauchen SAP-Berater betriebswirtschaftliche und informationstechnische Kenntnisse. Daher sind Wirtschaftsinformatiker ideal ausgebildet für einen Job als SAP-Berater. Wurde ein Kunde durch die Beratung überzeugt, geht es an die Planung des Systems sowie deren Implementierung. SAP-Berater übernehmen dabei häufig die Rolle des Mittlers zwischen den IT-Spezialisten bei SAP und den Mitarbeitern aus der Fachabteilung, in der die Software künftig laufen soll.

Die Ausbildung zum SAP-Berater

SAP-Berater ist keine geschützte Berufsbezeichnung, es gibt auch keine standardisierte Ausbildung, die zu einem einheitlichen Abschluss führt. Kurse zum SAP-Berater werden von Schulungsunternehmen durchgeführt, in Voll- oder Teilzeit, ausgerichtet auf die einzelnen Module des Unternehmens oder für die Branchenlösungen. Auch SAP selbst bietet Schulungen zum SAP-Berater an.

Die SAP-Beratung setzt ein Studium voraus, etwa der Informatik oder Betriebswirtschaft - im Idealfall werden beide Fachrichtungen kombiniert durch das Studium der Wirtschaftsinformatik. Unter all den Kursmöglichkeiten gilt die zertifizierte Ausbildung bei SAP selbst als der Königsweg. Das Unternehmen unterscheidet zwischen Associates und Professionals.

Die Associate-Zertifizierung ist die Grundausbildung zum SAP-Berater. Wer sich bereits gründlich mit SAP auskennt, kann an der Professional-Zertifizierung teilnehmen, der Associate-Abschluss wird nicht vorausgesetzt.

Die drei Beraterprofile

Neben dieser Unterteilung in Einsteiger und Erfahrene werden beide Gruppen in drei Beraterprofile unterteilt:

  • Application, dabei geht es um das Customizing und die Parametrisierung von SAP-Anwendungen
  • Development, dahinter steckt die Programmierung, vor allem in der SAP-Sprache ABAP sowie Java
  • Technology beinhaltet die Installation und Administration von Basisprogrammen wie SAP NetWeaver, der Technologieplattform für SAP-Anwendungen.

Die Ausbildungen dauern jeweils rund ein halbes Jahr und sind eine Mischung aus Seminaren sowie Training on the job.

Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, berufsbegleitend mit dem SAP-Corporate-Master-Programm eine SAP-Beraterausbildung mit einem Master of Business Administration, Master of Business Engineering, Master of Science oder Master of Computer Science zu kombinieren. Diese Möglichkeiten bieten das Steinbeis Center of Management and Technology, die SRH Heidelberg und die Technischen Universität München. Daneben bietet SAP auch internetbasierte Fortbildungen in englischer Sprache an, nach deren Abschluss man lediglich die Prüfungen vor Ort absolvieren muss.

Quereinsteiger

In der IT-Branche sind Quereinsteiger häufig, auch bei SAP-Beratern. Daher bringen auch Ingenieure oder Volkswirte mit Branchenkenntnissen die notwendigen Voraussetzungen für eine Tätigkeit als SAP-Berater mit. Das IT-Wissen wird ihnen in den Kursen vermittelt.

Einkommen

In der IT-Branche sind die Gehälter von Führungskräften 2010 um 5,2 Prozent, die von Fachkräften um 3,5 Prozent gestiegen. Das zeigt die IT-Gehaltsstudie vom Personalmarkt und der Computerwoche. Spitzenverdiener unter den Fachkräften sind Projektleiter, dann folgen schon SAP-Berater mit einem durchschnittlichen Jahresgehalt von 63.100 Euro. Bei den Führungskräften liegen SAP-Berater mit knapp 100.000 Euro Jahreseinkommen auf dem dritten Platz in der IT-Industrie.

Arbeitsmarkt

Software-Experten sind am Arbeitsmarkt gefragt. Java-Entwickler und SAP-Berater werden in dieser Berufsgruppe am meisten gesucht, informiert der IT-Branchenverband Bitkom auf Grundlage einer Befragung im November 2010. Etwa 70 Prozent der befragten Unternehmen suchen Software-Profis, allen voran SAP-Berater. Doch SAP-Berater ist nicht gleich SAP-Berater. Besonders gefragt sind derzeit solche mit technischen Kenntnissen in den Modulen Logistik und Rechnungswesen oder Berater, die sich mit Business Intelligence auskennen.

Neben dem Unternehmen SAP selbst sind Software- und Beratungsfirmen, die sich auf SAP spezialisiert haben, potentielle Arbeitgeber. Auch Anwenderunternehmen stellen SAP-Berater ein, insbesondere Konzerne, die viele Module nutzen.

Eine durchaus übliche Alternative zur Festanstellung ist die Selbständigkeit als SAP-Berater. Gulp, der Münchener Vermittler von IT-Freiberuflern für IT-Projekte, verkündet für 2010 ein Anfragenplus nach SAP-Beratern von 49 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt gingen über 26.000 Projektanfragen nach SAP-Beratern bei Gulp ein.

Gute Aufstiegsmöglichkeiten für SAP-Berater

Bei SAP können Associates nach einigen Jahren Berufserfahrung zum Professional aufsteigen. In Software- und Beratungshäusern heißen die Level Junior- und Senior-SAP-Berater. In Anwenderunternehmen mit zahlreichen SAP-Anwendungen schaffen ehemalige SAP-Berater nicht selten den Aufstieg zum IT-Leiter. Denn auch in dieser Position sind betriebswirtschaftliches und informationstechnisches Wissen gefragt. Und das bringen SAP-Berater von Haus aus mit.

Weitere Informationen im Internet:

Homepage der SAP AG in Wien:

www.sap.at