So machen Sie sich unentbehrlich
Ihren Job können Sie am besten sichern, indem Sie sich im Unternehmen unentbehrlich machen. Wie Sie es schaffen, auf sich aufmerksam zu machen.
"Wie nach einem Lottogewinn" habe er sich gefühlt, sagt Franz-Josef Brauer* aus Innsbruck. Er bezieht sich damit auf ein Gespräch, an dem er vor einem Jahr teilnahm. Mit dabei waren sein Chef, Eigentümer jener Internetagentur, für die Brauer tätig war - und der Marketingleiter einer bedeutenden österreichischen Hotelkette.
Ansprechpartner Nummer eins
Brauer hatte als Projektleiter wochenlang mit Vertretern der Hotelkette gesprochen, erst unverbindlich informiert, schließlich konkrete Angebote für eine neue online Plattform samt Shop unterbreitet. Eigentlich Chefsache in seinem Unternehmen. Zu dieser Zeit war der Geschäftsführer aber ständig im Ausland tätig, um eine Expansion vorzubereiten - Franz-Josef Brauer wurde zum wichtigsten Ansprechpartner für die Hotelkette.
"Bei dem Gespräch, bei dem wir den Auftrag definitiv an Land zogen, war mein Chef dann doch dabei. Dieser Termin hat meine Position im Unternehmen völlig verändert", erinnert sich der junge Tiroler. Denn der Marketingleiter der Hotelkette wies nachdrücklich darauf hin, auch weiterhin auf Franz-Josef Brauer als Kontaktperson zu bestehen. "Dieser Kunde war mit großem Abstand der wichtigste für unser Unternehmen und sicherte mehrere Arbeitsplätze. Ein so eindinglicher Hinweis darauf, unbedingt auch dauerhaft mit mir zu arbeiten, ist ungewöhnlich." Binnen weniger Monate war Franz-Josef Brauer in die Geschäftsführung eingebunden und damit für das Unternehmen endgültig unentbehrlich.
Die ultimative Jobgarantie
In einem Unternehmen unentbehrlich zu sein, nicht austauschbar bleiben - die ultimative Jobgarantie ist der Traum vieler Arbeitnehmer. Es muss aber nicht immer jene Mischung aus Glück und Engagement sein, die Franz-Josef Brauer zu einem Aufstieg verhalfen. Oft reichen schon ein paar kleine Tipps, um eine Strategie für eine "nachhaltige Verankerung" im Unternehmen entwickeln zu können.
Wer anders als Franz-Josef Brauer keinen Zugang zu Schlüsselkunden anstreben könne, der solle seine Ressourcen anderweitig essentiell machen - zum Beispiel die Kunden, die man hat, zu besonders wichtigen machen. Das empfiehlt Dr. Wolfgang Amanshauser, Unternehmensberater und Wirtschaftscoach aus Salzburg. So kann man auch bei kleinen Kunden mit geringerem finanziellen Nutzen für das eigene Unternehmen immer Eigenschaften finden, die sie bedeutend machen: Beispielsweise als Referenz, als Türöffner in eine bestimmte Branche, oder weil sie belegen, dass das Unternehmen auch kleinere Kunden erst nimmt.
Sich im Unternehmen verwurzeln
Amanshauser nennt weitere Tricks, um die Verwurzelung im Unternehmen zu stärken: "Eine Möglichkeit, sich praktisch unkündbar zu machen, ist sicherlich, der Träger für Innovationen im Unternehmen zu werden. Wenn Sie als Mitarbeiter die treibende Kraft waren - neue Produkte oder Dienstleistungen quasi 'erfunden' haben - und diese zu wichtigen Umsatzträgern des Unternehmens werden, dann ist Ihr Job sehr gut abgesichert." Das ist zwar leichter gesagt als getan - Kreativität und Innovation sind aber durchaus auch trainierbar. Nach einem bekannten geflügelten Wort ist Kreativität, das zu sehen, was jeder sieht - aber dabei das zu denken, was niemand denkt. Wenden Sie etablierte Methoden innovativ an, oder greifen sie zur Lösung alter Probleme auf neue Technologien zurück.
"Eine weitere Möglichkeit ist es, die treibende Kraft für Kosteneinsparungen zu werden", meint Dr. Wolfgang Amanshauser. Schließlich eignet sich nicht jedes Unternehmen und jede Position dafür, durch Innovation hervorzustehen, Sparen ist dagegen nie ein Fehler. Wer seinen Job vor allem krisensicher machen will, der wird als "Sparmeister" dann am meisten gefragt sein, wenn finanzielle Engpässe auftauchen. "Machen Sie Vorschläge, wie in Ihrem Unternehmen gespart werden kann, wo Abläufe verbessert werden können. Passen Sie dabei aber auf, keine 'heiligen Kühe' des Chefs zu schlachten!", warnt Amanshauser.
Ständig am Ball bleiben
Auch seine Kollegin Svenia Hofert kennt Möglichkeiten, die eigene Position im Unternehmen zu stärken: Die Beraterin und Buchautorin ist Expertin für Fragen zu Karriereentwicklung. Sie rät Arbeitnehmern, sich immer so weiterbilden, dass sie genau die aktuellen Qualifikationen haben, die einen am Arbeitsplatz unentbehrlich machen. Lebenslanges Lernen gegen den Jobabbau - ein ähnlicher Tipp wie jener der Innovationsoffensive, aber noch stärker an die eigene Person gebunden. Fremdsprachen, IT, Fachwissen - die Möglichkeiten zur Weiterbildung sind vielfältig und von der jeweiligen Branche abhängig. Am Prinzip ändert sich aber nichts: Wer den Kollegen um eine Nasenlänge voraus ist, ist um eben diese Nasenlänge weniger verzichtbar.
Hofert rät auch dazu, immer flexibel zu bleiben. Das gelte vor allem für Situationen, in denen ein Unternehmen sparen müsse: "Wer da am Alten festhält, trägt die Veränderung nicht mit und ist somit für das Unternehmen eine Belastung." In Sparzeiten solle man offensiv Ideen einbringen und im Unternehmen kommunizieren. "Ideen sind dann besonders gefragt, denn es muss sich etwas bewegen, verbessern, verändern. Daran kann jeder mitwirken und sich so unentbehrlich machen."
(Benedikt Mandl)
*Name von der Redaktion geändert