Spanien: Das Geschäftliche kommt nach dem Nachtisch
So leicht die Urlaubsreise nach Spanien gebucht ist, so schnell können in dem Land der Sonne und des Stierkampfes Geschäfte scheitern. Es gilt, auf einige Benimm-Regeln zu achten.
Wer einen Termin vereinbart, sollte sich nicht irritieren lassen, wenn Spanier erst ein oder zwei Tage zuvor zusagen. Spätes und spontanes Zusagen bedeutet also nicht, dass ein Spanier an einem Treffen kein Interesse hat. Im Gegenzug ist es legitim, wenn man auch als Österreicher einmal einen Termin absagen muss. In Spanien gilt dies nicht als unhöflich.
Begrüßung: Stolperfalle Vatersname
Falls man sich erstmals mit einem Spanier trifft, kann man beim Begrüßungsritual wenig falsch machen. Die Begrüßung erfolgt mit einem kurzen Handschlag und mit Augenkontakt. Zwischen Frauen und zwischen Frauen und Männern gibt es das Begrüßungsküsschen, das jedoch im Geschäftsalltag nichts zu suchen hat.
Status und Titel sind den Spaniern wichtig. Idealerweise nennt man aber bei der Anrede zusätzlich die Position, wie "Presidente", "Director", oder einen Titel, etwa "Ingeniero" oder "Profesor". Auch danach folgt dann der Nachname. Der Nachname setzt sich in Spanien meist aus väterlichem und mütterlichem Namen zusammen. Im Zweifelsfalle verwendet man beide - im Schriftverkehr immer. Im mündlichen kann man auch nur den ersten, väterlichen Nachname nennen. Zur Begrüßung des Gesprächspartners José Antonio Martínez de Garcia kann man also sagen "Buenos días, Director Martínez!" Während des Gesprächs sollte man im Business immer die förmliche Sie-Form verwenden.
Kommunikation: Kunst und Architektur statt Stierkampf
Kunst, Architektur, Tradition, Wein, Reiseerlebnisse und die aktuelle Entwicklungen in Österreich: Mit diesen Gesprächsthemen liegt man bei Spaniern richtig. Wie auch Italiener sind Spanier sehr interessiert und schätzen eine gute Bildung und intelligenten Witz. Folgende Themen sind tabu: Stierkampf, Siesta, die Diktatur Francos oder der baskischen Separatismus.
Politik wirkt sich in Spanien durchaus auf das Geschäftsleben aus. Sie sollte nie thematisiert, wohl aber bei Entscheidungen berücksichtigt werden. Wer in Spanien über Personalverantwortung verfügt, sollte es beispielsweise vermeiden, einen Mitarbeiter aus Madrid nach Katalonien zu schicken, wenn man über einen katalonischen Mitarbeiter verfügt.
Gefühl der Zusammengehörigkeit herstellen
Wer einen Weg zu einem Kunden hergestellt hat oder durch einen Spanier vorgestellt wurde, muss bei seiner Kommunikation zwei Dinge beachten. "Österreicher kommunizieren eher, wenn sie einen bestimmten Zweck verfolgen. Spanier kommunizieren hingegen auch um des Kommunizierens Willen - was ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und Vertrautheit ermöglicht", sagt die Expertin Vivian Marciniak, die sich wissenschaftlich mit dem Führungsverhalten in Spanien beschäftigt hat und in Südspanien lebt. Daher gilt in Spanien wie in England oder den USA: Wer Spanier kennt, muss Beziehungen durch Smalltalk pflegen. Marie Antonia von Schönburg von der spanischen Außenhandelskammer erklärt: "Bei einem dreiviertelstündigen Gespräch sind 43 Minuten privat und zwei Minuten geschäftlich."
Tischkultur: Geschäfte werden beim Essen gemacht
Ein gemeinsames Mittagessen ist nicht so beliebt wie in Frankreich, kann aber vorkommen. Achtung: In Madrid sollte man frühestens beim Nachtisch zum Geschäftlichen kommen. In Katalonien kann es bereits früher sein. Sehr beliebt sind in Spanien gemeinsame Abendessen, die etwa von 21.30 Uhr bis 24.00 Uhr oder noch länger dauern können.
"Damen, die ihre Männer zu Geschäftsessen begleiten, sollten sich darüber im Klaren sein, dass sie begleiten", sagt Vivian Marciniak. Falls eine Frau die Rolle einer Begleiterin einnimmt, sollte sie sich nicht zu lange und zu oft mit anderen Männern unterhalten und ihre Rolle nicht missverstehen. "Wenn sich Männer und Frauen trennen, findet das organisiert statt. Die Männer stehen beispielsweise nach dem Essen in einer Gruppe zusammen und die Frauen sind ebenfalls unter sich."
Dresscode: Urlaubsoutfit zu Hause lassen
Leider verwechseln viele Geschäftsleute einen Spanienbesuch mit ihrem Urlaub. Auch der scheinbar lockere Umgangston und der Habitus der Spanier verführen österreichische Manager immer wieder zu salopper Kleidung. Bei der Kleiderwahl gilt jedoch: Ein Unternehmensbesuch ohne Krawatte ist undenkbar. Der erste Eindruck in Spanien wird maßgeblich durch die Kleidung hergestellt.
Spanier legen großen Wert auf Qualität und Mode. Ein seriöser Businessanzug in aktuellem Design oder ein klassischer Businessanzug (Nadelstreifen) sind ein Muss. Hemden dürfen farbig sein, aber nicht zu kräftig. Helles gelb, helles Rosa oder helle Fliedertöne werden auch von Männern gerne getragen. Das Jackett sollten Männer stets anbehalten, was sie aufgrund klimatisierter Räume meist freiwillig tun werden.