Toningenieur
Ob bei Musikaufnahmen, im Rundfunk und beim Film, bei Bühnenproduktionen oder Live-Veranstaltungen. Toningenieure haben die Hand am Regler und sorgen für den guten Ton.
Techniker im Bereich der Musik oder Musiker im Bereich der Technik? Die Grenzen zwischen Tontechniker, Toningenieur und Tonmeister sind fließend, denn alle drei arbeiten interdisziplinär an der spannenden Schnittstelle zwischen Technik und Kunst. Allerdings mit unterschiedlichen Akzenten. Die oft missverständlich verwendete Bezeichnung Toningenieur sorgt für Verwirrung: Verschiedene, aber schwer voneinander abgrenzbare Berufsbilder verstecken sich hinter der umgangssprachlichen Bezeichnung "Toningenieur". Grundsätzlich bestimmt die Art der Ausbildung den Titel. Diplom-Toningenieure sind Absolventen einer entsprechenden ingenieurwissenschaftlichen Studienrichtung. Auch der Diplom-Tonmeister bezeichnet einen akademischen Abschluss, während Tontechniker über verschiedene Wege zu ihrer Berufsbezeichnung kommen können. So unterschiedlich die Wege in den Beruf sind, so ähnlich sind doch die Aufgabenbereiche.
Schnittstelle zwischen Technik und Kunst
Alle Berufsbilder bilden die Schnittstelle zwischen Technik und Kunst. "Ich fand es faszinierend, mein musikalisches mit meinem technischen Interesse zu verbinden und nicht der Musiker im Vordergrund, sondern jener im Hintergrund zu sein, der die Fäden zieht", fasst Barbara Skoda, Schulleiterin des SAE International Institute in Wien, ihre 15-jährige Berufserfahrung als Tontechnikerin zusammen. Viele Toningenieure träumen von einer Karriere in der Musikindustrie. Die Beschäftigungsmöglichkeiten abseits von Bandproduktionen im Studio sind jedoch vielfältig. Das Betätigungsfeld für Toningenieure reicht von Ton- und Audiotechnik, über Akustik, Computermusik, Signalverarbeitung, Audio- und Musikindustrie, Studiotechnik, Film und Rundfunk bis hin zur Weiterentwicklung von technischem Equipment. Egal, ob die Fachleute eine Ausbildung absolviert haben oder über universitären Hintergrund verfügen - über die Aufgabenbandbreite im Berufsalltag entscheidet die Berufserfahrung.
Anforderungen: Technisches und künstlerisches Interesse
Lukas Canzer* studiert Elektrotechnik-Toningenieurwesen in Graz. "Wer sich für das Studium interessiert, sollte sich nicht von der Vorstellung einer künstlerischen Ausbildung leiten lassen. Die elektrotechnische Ausbildung und naturwissenschaftliche Fächer wie Mathematik, Informatik und Physik nehmen einen großen Teil des Studiums ein." Dennoch ist künstlerisches Interesse und musikalische Begabung eine der Voraussetzungen für das interdisziplinär angelegte Studium.
Toningenieure müssen ihr technisches Equipment im Griff haben: Aufnahmegeräte, Mikrofone, Mischpulte, Effektgeräte und Computer. "Technisches Interesse, auch für Neuerungen in der Technik und einiges an Kreativität" sind für Barbara Skoda die wichtigsten Punkte im Anforderungsprofil. Um für den optimalen Klang sorgen zu können, sind gutes Gehör und ein Gefühl für Tonharmonien, sowie Akustikkenntnisse unverzichtbar.
Jede Produktion ist etwas Neues
"Es gibt keinen Arbeitsalltag im Tontechnikberuf. Jede Produktion ist etwas ganz Neues", sagt Barbara Skoda. Das bestätigt auch Lukas Canzer, der bereits einige Live-Veranstaltungen und Aufzeichnungen mitbetreut hat. "Jede Produktion bedeutet, sich auf ein neues Team von Künstlern und Mitarbeitern, aber auch auf die Umgebung einzustellen." Faszinierend findet Lukas Canzer, dass er bei Live-Veranstaltungen seine technische Verantwortung mit künstlerischem Feingefühl verbinden kann. "Die große Herausforderung ist es, sprichwörtlich den richtigen Ton für die Veranstaltung zu treffen, auf Rahmenbedingungen wie unterschiedliche Musikgenres entsprechend zu reagieren."
Viele beginnen ihre Karriere als Tonassistenten. Praxis und Erfahrungen zu sammeln ist ausschlaggebend in dem Beruf. "Der größte Teil der Toningenieure in Österreich arbeitet freiberuflich. Vor allem im Live-Bereich werden Tontechniker gesucht, also Konzert- und Veranstaltungstechniker. Außerdem gibt es noch den großen Bereich Rundfunk, Radio und Fernsehen", schätzt Barbara Skoda die Karrierechancen ein. Die Einstiegsgehälter für Toningenieure liegen in etwa bei 1.800 Euro brutto pro Monat.
Tontechniker - Toningenieur - Tonmeister
Für Toningenieure besteht in punkto Ausbildung eine Vielzahl von Möglichkeiten: vom Lehrberuf angefangen, über Fachhochschulstudiengänge bis hin zu privaten Ausbildungen, wie sie zum Beispiel das SAE Technology Institute Wien anbietet. Diese praxisorientierte Ausbildung bietet ein Audio Engineer Programm, das sowohl die technische als auch kreative Seite abdeckt. Wer sich hingegen für ein technikorientiertes ingenieurwissenschaftliches Studium interessiert, kann in Graz die Studienrichtung Elektrotechnik-Toningenieurwesen oder ein Elektrotechnik-Studium mit entsprechendem Schwerpunkt belegen. Die Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien bietet ein Tonmeisterstudium an. Im Unterschied zum Toningenieur, steht beim Tonmeister das Künstlerische und Musikalische im Vordergrund. Auf der Website der Universität steht dazu: Der Tonmeister "ist einem Interpreten, Arrangeur und Komponisten vergleichbar, seine Instrumente sind Mikrophone, Mischpulte, Lautsprecher, Effektgeräte, Computer und Partituren."
Wo aus- und weiterbilden?
Universitätsstudiengänge:
- Tonmeisterstudium an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
- Elektrotechnik-Toningenieur an der Technischen Universität und Universität für Musik und darstellende Kunst Graz
- Elektrotechnik an der Technischen Universität Wien
Fachhochschulstudium:
- MultiMediaArt (MMA) an der Fachhochschule Salzburg
Lehrberufe:
- Lehrberufe im Bereich Kommunikationstechnik, Audio- und Videoelektronik
Höhere Lehranstalten:
- Höhere Lehranstalt für Kunst und Design, Ausbildungszweig Audiovisuelles Mediendesign in Graz
- Höhere Lehranstalt für Elektrotechnik
Kurse:
- Audio Engineer Degree Program am SAE Technology Institute Wien
*Name von der Redaktion geändert