Bewerben in Australien: Wichtiges und Wissenswertes

Neben den USA ist Australien schon immer ein sehr gefragtes Einwanderungsland für Österreicher gewesen. Die Hürden der Einwanderungs- und Arbeitsbestimmungen für Australien und Neuseeland sind allerdings hoch.

Australien und Neuseeland sind beide daran interessiert, vor allem gut ausgebildete Ausländer einwandern zu lassen. Wer sich um eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung bemüht, erhält zum Beispiel Punkte dafür, wenn er einen in "down under" besonders gesuchten Beruf hat. Je gefragter die Profession, desto mehr Punkte. Je mehr Punkte, desto eher wird die Einwanderung gestattet. Welche Qualifikationen besonders gefragt sind, darüber kann man sich auf den Internetseiten der Behörden für Immigration und der Botschaften informieren.

Gute Chancen für gut Ausgebildete

Die besten Chancen haben ausländische Bewerber, die sehr gutes Englisch sprechen und schreiben, über Berufserfahrung verfügen und besondere Qualifikationen vorweisen können. Wer außerdem bereit ist, in den ersten beiden Jahren außerhalb der Großstädte zu arbeiten, kann weitere wertvolle Punkte für das Visum sammeln.

Wessen Arbeitsaufenthalt nur zeitlich befristet sein soll, hat allerdings einen schweren Stand: Er muss sich von einem potenziellen Arbeitgeber einladen lassen, um ein Visum zu erhalten. Wie in vielen Ländern haben diese Firmen auch hier das Problem beweisen zu müssen, dass kein einheimischer Arbeitnehmer für die Aufgabe, die der Ausländer erfüllen soll, infrage gekommen ist.

Visa für Australien

Die Art des Visums richtet sich nach dem Zweck, zu dem man nach Australien einreisen will - es gibt mehr als 100 verschiedene Kategorien. Wer richtiggehend einwandern will, braucht ein dauerhaftes Visum. Voraussetzungen dafür sind sehr gutes Englisch, eine gesuchte Qualifikation (siehe "MODL") und ein Alter zwischen 18 und 44 Jahren. Wer genügend Punkte vorweisen kann, wird als Arbeitnehmer vom jeweils zuständigen australischen Berufsverband mit Blick auf Ausbildung und Erfahrung geprüft. Allein das dauert in der Regel zwischen sechs und neun Monate.

Expertentipps: "Wir empfehlen Österreichern mit langfristigen Einwanderungs- oder Arbeitsplänen immer, einen australischen Einwanderungsanwalt einzuschalten, um sich rechtlich verbindlich beraten und kompetent helfen zu lassen - wegen der oft komplizierten Antragsprozesse." (Guido Stock, Handelsdelegierter der Außenhandelsstelle Sydney).

"Machen Sie sich keine falschen Vorstellungen: Die Erlaubnis zur Einwanderung bedeutet noch keine Arbeitsgarantie. Dass man in seinem erlernten Beruf weiterarbeiten kann, ist nicht sicher. Flexibilität ist gefragt." (Ulrich F. Sackstedt, Autor "Australien - Handbuch für Auswanderer").

Visa für begrenzte Zeiträume

Wer für einen begrenzten Zeitraum in Australien arbeiten will, kann sich um ein "Temporary Long-Stay Business Visum" bemühen. Wichtigste Voraussetzung ist ein Arbeitgeber vor Ort, der als "Sponsor" auftritt. Die Aufenthaltsdauer beträgt höchstens vier Jahre.

Ein "Working Holiday Maker Visum", mit dem man zwölf Monate bleiben, Geld verdienen oder auch studieren darf, gibt es für Österreicher - anders als etwa für Deutsche - nicht. Dazu fehlt bislang ein bilaterales Abkommen mit Australien beziehungsweise Neuseeland.

Expertentipp: Wer als Praktikant Erfahrungen sammeln will, kann sich um ein spezielles Visum bemühen - das Occupational-Trainée-Visum. Auch hier muss eine Firma als "Sponsor" auftreten. Außerdem muss das Praktikum in Bezug stehen zu Studium, Aus- oder Weiterbildung (Christine Raisinger, Beraterin bei "Australien-Ausbildung", Niederösterreich).

Rechtlich nicht möglich ist es österreichischen Firmenniederlassungen in Australien/Neuseeland, Österreicher allein aufgrund ihrer Staatsbürgerschaft zu beschäftigen. "Sie sind genauso an die Ausländerbestimmungen gebunden wie jedes andere Unternehmen auch", so Guido Stock, Handelsdelegierter der Außenhandelsstelle Sydney. "Einzige Ausnahme ist die direkte Entsendung auf begrenzte Zeit in Leitungsfunktion durch die Mutterfirma."

Arbeitgeber als Sponsor

Ansonsten ist es für eine befristete Arbeitserlaubnis generell notwendig, dass eine ortsansässige Firma als "Sponsor" auftritt. Das Unternehmen muss gewisse Auflagen erfüllen, Garantien gegenüber dem australischen oder neuseeländischen Staat übernehmen und den Bewerber als Praktikanten oder Arbeitnehmer akzeptieren.

Expertentipp: "Zu einem Sponsorship und zur Überwindung der bürokratischen Hürden, die im Zusammenhang mit der Arbeitsbewilligung auftreten, sind nur wenige lokale Firmen bereit", sagt Guido Stock (Handelsdelegierter der Außenhandelsstelle Sydney). Darum ist es sinnvoll, den Weg über ein in Österreich etabliertes Programm zu wählen, das zum Beispiel vom Österreichischen Austauschdienst angeboten wird - etwa für Lehrer im Fach Deutsch als Fremdsprache.

Beratungsstellen

Umfassende Beratung für Schüler, Studenten, Au-Pairs und alle anderen Auslands-Interessierten bietet der Informationsservice "Australien-Ausbildung - AA Education Network" - sowohl für Australien als auch Neuseeland. Schwerpunkte dieser offiziellen Education Agency sind auch Programme speziell für die Aus- und Weiterbildung sowie für Praktika. Fragen, die das Einwanderungsrecht betreffen, werden an Migration Agents vor Ort weitergeleitet. Informationen über alles Wichtige und Wissenswerte sind außerdem auf der Homepage des Department of Immigration zu finden.

Visa für Neuseeland

Für Neuseeland gelten sehr ähnliche Bedingungen, was Einreise und Arbeitserlaubnis angeht. Auch dort muss ein Arbeitgeber nachweisen, dass kein einheimischer Bewerber den Job hätte machen können. Auch dort erhalten Einwanderungskandidaten Punkte für eine dem neuseeländischen Bedarf entsprechende Ausbildung, Berufserfahrung und gute Englischkenntnisse. Die Liste gesuchter Qualifikationen heißt dort allerdings nicht MODL, sondern OSL (Occupational Shortages List). Sie ist ebenfalls bei der Immigrationsbehörde einsehbar. Dort gibt es auch weitere Infos über Einwanderung und Visa für zeitliche begrenzte Arbeitsaufenthalte.

Lebensstandard auf gewohntem Niveau

Was man in Australien verdienen kann, ist regional unterschiedlich. In der Millionenmetropole Sydney etwa liegen die Gehälter um einiges über denen in Alice Springs (knapp 30.000 Einwohner). Im Vergleich zu österreichischen Löhnen und Gehältern fallen die australischen in der Regel höher aus - allerdings sind die Lebenshaltungskosten ebenfalls meist höher. Die Preise für Autos und Kauf- wie auch Mietimmobilien beispielsweise sind extrem hoch. Lebensmittel, vor allem Obst und Gemüse, sind dagegen eher günstig. Unterm Strich kann man mit einem vergleichbaren Lebensstandard rechnen. In Neuseeland wiederum liegen die Löhne und Gehälter durchschnittlich unter denen in Österreich. Entsprechend günstiger sind allerdings auch die Lebenshaltungskosten.

Ungezwungener Lebensstil

"Down under" ist Teamwork selbstverständlich. Unter Kollegen pflegt man häufig eher freundschaftliche Beziehungen. Bedingt durch das warme Wetter finden viele Aktivitäten nach Büroschluss im Freien statt. Barbecues etwa, zu denen man sich auch mit den Kollegen zusammenfindet. Australier und Neuseeländer gelten als sehr flexibel und offen sowie tolerant gegenüber ausländischen Kollegen.

(Andrea Pawlik, Irene Gronegger, Christiane Deuse, 2008)