Bewerben in den USA: Wichtiges und Wissenswertes
Wer nicht als Expatriat in die USA geht, braucht Ausdauer bei der Jobsuche. Klar im Vorteil sind Bewerber mit Spezialwissen.
Auch wenn meist die großen amerikanischen Städte locken - die Jobaussichten in ländlicheren Gegenden sind für ausländische Interessenten meist besser. Dort ist die Konkurrenz nicht so groß. Generell lohnt sich bei der Stellensuche die Recherche in allen Branchen.
Expertentipp: Sinnvoll ist es, sich im Einzelfall gezielt über eine bestimmte Branche oder einen bestimmten Beruf zu informieren. Hierzu eignen sich die Webseiten des "Bureau of Labor Statistics" (www.bls.gov). In der Rubrik "Occupational Handbook Outlook" gibt es zu fast allen Berufen ausführliche Hinweise (etwa zum Verdienst) und Zukunftsprognosen für die nächsten Jahre. Das "Bureau of Labor Statistics" informiert zudem über die Lage am Arbeitmarkt in einzelnen Bundesstaaten und Städten der Vereinigen Staaten. (Dagmar Giersberg, Bonn, Autorin zahlreicher Fachbücher)
Die Konkurrenz ist groß
Interessant für österreichische Bewerber sind natürlich in erster Linie Unternehmen, die Geschäftsbeziehungen zu Österreich unterhalten. Bei ihnen sind gegebenenfalls deutsche Sprachkenntnisse und Wissen um die europäische Mentalität gefragt. Der Haken für Kandidaten, die sich aus dem Alpenland bewerben: In den USA, gerade in den Großstädten, sind schon zahlreiche deutschsprachige Ausländer vor Ort, die unter Umständen sogar schon eine Greencard besitzen. Die Konkurrenz ist also groß.
Auch die 400 bis 500 österreichischen Firmen in den USA bieten natürlich Arbeitsplätze. Eine typische Konstellation bei ihnen ist folgende: Produktleiter und Controller stammen aus Österreich, der Experte für Marketing aus den USA.
Expertentipp: Wer als Österreicher in den USA Arbeit sucht, hat mit ganz spezifischem Fachwissen die besten Karten - zum Beispiel mit Erfahrungen im Aufbau eines Vertriebsnetzes in Osteuropa. Und wer sich bei einer österreichischen Firma in den USA bewirbt, sollte sein Glück eher in der Produktleitung oder als Controller, nicht im Marketing versuchen (Dr. Christian Kesberg, Handelsdelegierter der Außenhandelsstelle New York).
Das Visum-Problem...
Um in den USA arbeiten zu dürfen, brauchen Bewerber aus Österreich ein Visum. Das Visum und damit die Arbeitserlaubnis zu beantragen, ist Sache des Unternehmens. Die bürokratischen Umstände und eine beschränkte Zahl an verfügbaren Visa halten amerikanische Firmen jedoch meist davon ab, sich für ausländische Bewerber zu erwärmen.
Eine Ausnahme bilden die unkomplizierten J1-Visa für Studierende und junge Berufstätige, die einen Arbeitsaufenthalt für bis zu anderthalb Jahren ermöglichen. Ansprechpartner für Visumfragen sind das Department of State der USA die Konsularabteilung und der amerikanischen Botschaft in Wien.
Einwandern mit der Green Card
Für Interessenten, die auf den Wechsel in die USA ein paar Jahre warten können, bietet sich die Greencard-Lotterie der US-Regierung an. Dabei werden jedes Jahr um die 50.000 unbefristeten Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigungen verlost.
Doch an dieser Verlosung darf nicht jeder teilnehmen. Vorausgesetzt wird eine 12-jährige Schulbildung. Wer weniger hat, kann das mit zwei Jahren Berufserfahrung in einem Ausbildungsberuf ausgleichen. Außer einem aktuellen Foto des Antragstellers gehören Lichtbilder aller Familienmitglieder dazu - sogar diejenigen von getrennt lebenden Ehepartnern und erwachsenen Kinder.
Wer gewinnt, hat das Imigrationsprozedere vor sich: Er muss weitere Formulare ausfüllen und in der Konsularabteilung der US-Botschaft in Wien ein Interview bestehen. Dabei werden die Grundvoraussetzungen geprüft wie Gesundheit und charakterliche Eignung. Nachdem die Visa ausgestellt sind, sollen die Gewinner innerhalb von sechs Monaten in die USA übersiedeln. In der Wahl des Bundesstaates und ihres zukünftigen Arbeitgebers sind sie frei. Näheres zur Green Card und anderen Visa finden Interessierte auf der Webseite der diplomatischen Vertretung der USA.
Expertentipp: Professionelle Hilfe, die vielerorts schon für die Teilnahme an der Lotterie angeboten wird, ist überflüssig und verbessert die Erfolgschancen nicht. Für Lotteriegewinner und Personen, die sich auf anderem Weg für eine Aufenthalts- oder Arbeitsbewilligung qualifiziert haben, ist professionelle Hilfe dagegen unabdingbar. Denn der Immigrationsvorgang ist sehr vielschichtig (Martin J. Kaufmann, Migrationsberater bei Emigration Now Zürich).
Als Expatriat nach Amerika
Der einfachste Weg als Arbeitnehmer in die USA führt über einen Arbeitgeber, für den man schon in Österreich tätig war. Wer sich also auf lange Sicht für einen Wechsel nach Amerika interessiert, sollte ab sofort bei der Jobsuche darauf achten, ob der potenzielle Arbeitgeber ihm diese Chance bieten kann.
Einsatz gefordert
Was man in den USA verdienen kann und wie das Einkommen in Relation zu den Lebenshaltungskosten steht, fällt in Amerika je nach Region sehr unterschiedlich aus. Auch dort herrscht wie überall das Stadt-Land-Gefälle. Für das gezahlte Gehalt erwartet der Arbeitgeber generell großen Einsatz. Mehr als ein Drittel der Arbeitnehmer arbeiten 50 Stunden pro Woche - obwohl regulär die 40-Stunden-Woche gilt.
Das Prinzip "hire and fire" gilt in den USA immer noch. Es gibt also keinen Kündigungsschutz - was gerade für jemanden, der sich aus dem Ausland in die USA aufmacht, nicht ganz unproblematisch ist. Ganz andere Verhältnisse als in Österreich herrschen in den USA bei der sozialen Absicherung. Ein übergreifendes staatliches Krankenversicherungssystem existiert nicht und die private Versicherung ist mitunter sehr teuer.
Expertentipp: Auch mit Blick auf die Altersvorsorge sollten sich Bewerber aus Österreich auf andere Verhältnisse einstellen. Zwar ist der Pflichtbeitrag, der in den USA zu zahlen ist, nicht sehr hoch, doch ist er für den, der nach einigen Jahren zurückkehrt, schlicht verloren (Dr. Christian Kesberg, Handelsdelegierter der Außenhandelsstelle New York).
Freundlichkeit nicht missverstehen
In den USA stehen Höflichkeit und Freundlichkeit - generell der Servicegedanke - sehr hoch im Kurs. Entsprechendes Verhalten wird selbstverständlich auch von ausländischen Mitarbeitern erwartet. Für Europäer oft verwirrend: der anscheinend informelle, kameradschaftliche Ton. Er sollte USA-Neulinge nicht dazu verleiten, zu kumpelhaft mit Kollegen oder gar Vorgesetzten umzugehen. Solange man noch nicht durchschaut hat, wie die entsprechende Firma "tickt", ist eine freundliche aber nicht zu familiäre Art der beste Stil.
Die Kleidervorschriften in den USA sind oft konservativer als in Österreich. Auch dabei sollte man sich also vom legeren Auftreten der Amerikaner außerhalb des Geschäftslebens nicht täuschen lassen. In der Regel sind im Büro Anzug und Kostüm angesagt.
Die Konzepte der Freundschaftsbildung sind in den USA andere, als man sie von zu Hause gewöhnt ist. Vordergründig erscheinen US-Bürger oft viel offener als Europäer. Ein "Komm doch mal zum Essen" oder freundlicher Smalltalk wird dann leicht missverstanden und führt eben nicht zu dauerhaften Kontakten. Nicht selten klagen Emigranten darüber, dass tiefe persönliche Verbindungen nur schwer entstehen.
Expertentipp: Relativ leicht ist es dagegen, ein Netzwerk aus oberflächlicheren Kontakten zu knüpfen. Dabei hilft sowohl die offene und freundliche Art der Amerikaner als auch der Pioniergeist, der mit Einwanderern in Verbindung gebracht wird. Fremd sein ist außerdem zumindest in den Metropolen nichts Besonderes: 40 Prozent aller New Yorker Bürger sind nicht in den USA geboren (Dr. Christian Kesberg, Handelsdelegierter der Außenhandelsstelle New York)
Gut kommt an, wer im Gespräch positiv und optimistisch wirkt und eine angenehme Atmosphäre kreieren kann. Wie im Beruflichen gilt auch im Privaten: Gefragt sind Eigeninitiative, Selbstbewusstsein und die Fähigkeit, sich gut zu "vermarkten".
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(Andrea Pawlik/Christiane Deuse, 2007)